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Kleinkinder auf dem Weg nach Paris

■ Nach 102:85 gegen Kroatien stehen die deutschen Basketballer im EM-Viertelfinale. Nun glauben sie, daß noch mehr möglich ist

Le Mans/Paris (dpa) – „Paris, Paris, wir fahren nach Paris“, sangen die wie Kleinkinder in den Katakomben des Sportpalastes Antares von Le Mans herumtollenden deutschen Basketballer, die mit einem sensationellen 102:85-Sieg über Kroatien eine kleine Sternstunde feierten und das EM-Viertelfinale erreichten.

Während eine traditionell große Basketballnation wie Kroatien nach der WM 1998 auch Olympia 2000 verpaßt, spielen die durch die Viertelfinal-Qualifikation bereits für die nächste Europameisterschaft 2001 in der Türkei qualifizierten Deutschen nun um eines der sechs Sydney-Tickets.

„Wir haben uns regelrecht in einen Rausch gespielt, jeder Wurf ein Treffer. Jetzt ist alles möglich, auch wenn unser Viertelfinalgegner Jugoslawien das beste Team der EM ist“, meinte der Würzburger NBA-Profi Dirk Nowitzki, mit 21 Korbpunkten neben dem überragenden Bonner Drazan Tomic (32) der Matchwinner. Der aus Kroatien stammende Tomic wurde gar zum „komplettesten Spieler“ des letzten Zwischenrundenspieltags gewählt.

Roland Geggus, dem Präsidenten des seit Jahren um seine Reputation kämpfenden Deutschen Basketball Bundes (DBB), fiel zu Hause ein zentnerschwerer Stein vom Herzen. „Ich hatte, ehrlich gesagt, die EM schon abgehakt. Dieser Sieg war einer der wichtigsten für den deutschen Basketball. Wir wären für Jahre weggewesen von der großen europäischen Bühne. Jetzt haben wir wieder Planungssicherheit für die nächsten zwei Jahre“, meinte Geggus.

Der besonnene Bundestrainer Henrik Dettmann, der seinem „charakterstarken“ Team vor dem Kroatien-Spiel mit Videoaufnahmen nur der besten Szenen „positives Denken“ vermittelt hatte, bremst allerdings die Euphorie, ohne in Kleinmut vor dem Spiel gegen den Titelverteidiger zu verfallen. Dettmann: „Jugoslawien ist klarer Favorit, aber wir wollen in Paris einen neuen Erfolgsfilm drehen.“

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