: Helfer und Erbe
11. 7. 1899: Geburt Wilfrid Israels in London. Sein Vater ist Eigentümer des 1815 von Nathan Israel gegründeten Kaufhauses „N. Israel“.
1919: Wilfrid Israel organisiert gemeinsam mit deutschen Pazifistinnen und englischen Quäkern Sammlungen von Milchpulver und Babykleidung für Entbindungsstationen und Kinderkrankenhäuser in Deutschland.
Zwanziger Jahre: Er unterstützt mehrere karitative und kulturelle Projekte wie das Kinderdorf Ben Shemen in Palästina und die hebräischsprachige Theatergruppe „Habima“. 1922 unterstützt er Fridtjof Nansen bei dessen vergeblichem Versuch, durch einen Kredit an die Sowjetunion eine Hungerkatastrophe zu verhindern. Seit 1925 beteiligt sich Wilfrid Israel aktiv an der Leitung des elterlichen Betriebs.
Von 1933 bis zum Sommer 1939 wird Wilfrid Israel zum Anwalt verschiedener Initiativen von deutschen Juden, die versuchen, eine erleichterte Auswanderung zu erreichen, und dabei einen wirtschaftlichen Gewinn für Nazideutschland in Kauf nehmen. Mehrfach appelliert er an die Briten, gegen die Unterdrückung der deutschen Juden zu protestieren. Anfang 1939 muß das Kaufhaus „N. Israel“ auf Druck der Nationalsozialisten zu einem Bruchteil seines tatsächlichen Werts verkauft werden.
1940: Einsatz für in Großbritannien internierte Flüchtlinge aus Deutschland und Österreich. Von 1941 an arbeitet er als Berater für die Deutschlandabteilung der „Royal Institution of International Affairs“. Er legt 1942 Berichte über Deportationen und Massenmorde vor. Er hält eine vollständige militärische Niederlage Deutschlands für notwendig, glaubt aber, daß die Deutschen danach selbst in der Lage seien, sich demokratisch umzuerziehen.
März 1943: Wilfrid Israel versucht in Portugal und Spanien, Flüchtlingen die Auswanderung nach Palästina zu ermöglichen. Zugleich versucht er, die Rettung jüdischer Kinder und Jugendlicher aus dem Herrschaftsbereich der Nazis zu organisieren. 1. 6. 1943: Das Flugzeug, mit dem Wilfrid Israel nach Bristol fliegt, wird von deutschen Jagdfliegern abgeschossen. Möglicherweise galt der Anschlag Winston Churchill, der sich zu dieser Zeit in Nordafrika aufhielt.
Literatur:
Naomi Shepherd: „Wilfrid Israel“. Aus dem Englischen von Eike Geisel. Wolf Jobst Siedler Verlag, Berlin 1985 (vergriffen). Werner M. Behr: „In Memoriam Wilfrid Israel“; in: „Gegenwart im Rückblick“. Hrsg. von Herbert A. Strauss und Kurt R. Grossmann. Heidelberg 1970. Rebekka Göpfert: „Der jüdische Kindertransport von Deutschland nach England 1938/39“. Campus Verlag, Frankfurt am Main/New York 1999, 217 Seiten, 48 Mark.
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