piwik no script img

Elitekreis, Elitekreis, dein Name ist Lothar

■ Auch wenn es keiner glaubt: Es gibt einen wirklich guten Grund für die Reise des DFB zum Confederations Cup nach Mexiko. Weltrekordaspirant Matthäus kann Länderspiele addieren

Eigentlich ist es ja so: „Wenn einer nicht eingeladen ist, ist er enttäuscht.“ So sieht das nicht irgendwer, sondern Lothar Matthäus (38). Der Fußballprofi von Bayern München ist natürlich eingeladen und wird sich heute auch selbstredend in Frankfurt einfinden, um mit sich und Erich Ribbeck auf DFB-Kosten zum Confederations Cup (24. Juli bis 4. August) nach Guadalajara, Mexiko, zu fliegen.

Was will der DFB da noch mal um diese Jahreszeit? Für die WM werben? Dem Fifa-Sepp gefallen? Oder gar eine ähnlich gewaltige Innovation erarbeiten wie auf der jüngsten Floridareise. Da hatte Matthäus ein 0:3 gegen die USA zum Anlaß nehmen dürfen, eine Adaption von Hitzfelds Bayern-System (3-4-3) einzuführen. Ein Gruppenspiel gegen die USA istwieder im Programm. Für größeres steht Neuseeland bereit.

Wer die letzten Länderspiele gesehen hat, ahnt natürlich, daß es bei diesem „Elitekreis“ (Matthäus) ein bisserl an Elite mangelt (neben Matthäus, natürlich). Es fehlt der Kapitän (neben Matthäus, natürlich) Oliver Bierhoff. Es fehlen die zentralen (neben Matthäus, natürlich) Mittelfeldspieler Hamann und Jeremies.

Was hat da der zu erwarten, der sich für Elite, Kapitäne und zentralen Spielaufbau jenseits von Matthäus interessiert? Für die bescheidene systematische Weiterentwicklung des DFB-Teams? Oder gar ein gutes Spiel? Rhetorische Fragen. Die Brasilianer kommen jedenfalls mit dem B-Team (B wie Bayer Leverkusen).

Die Crux ist halt, daß Vorbereitung und Wettbewerb zwei sich gegenseitig ausschließende Begriffe sind. Entweder man bereitet sich noch vor oder man ist schon wettbewerbsreif. Eine Mischform aus beidem anzusehen, hat einen geringen Unterhaltungswert und einen überschaubaren Informationswert.

Der Versuch mit Spielern ohne komplettes Grundlagentraining ein Turnier ohne Peinlichkeit zu überstehen, kann darauf hinauslaufen, ihnen nicht die Kraft zu rauben, die sie eh nicht haben. Was kann da ein Spieler erwarten, der nicht zufällig Matthäus ist und als weiteres Lebensziel möglichst viele zu 136 Länderspielen addieren will? Bis zu 18 verlorene Tage und Standortnachteile bei der Rückkehr zum Klub.

Jens Nowotny (Leverkusen) hat gestern noch eine Bronchitis erwischt, der Bremer Marco Bode hofft noch – auf Genesung von seiner Sommergrippe nach dem DFB-Abflug am Dienstag. Sepp Maiers Absage erfolgte dagegen ohne ärztliches Attest: Der Bundestorwarttrainer hat schlicht Wichtigeres zu tun. pu

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen