: Durch Kinder behindert?
betr.: „Mama geht fleißig studieren“, taz vom 15. 7. 99
[...] An der Humboldt-Universität gibt es eine stark frequentierte Beratungsstelle für studierende Eltern, deren Besuch keineswegs „der letzte Gang“, sondern oft der erst von schwangeren Studentinnen ist. Die Beratungsstelle ist eine sinnvolle und praktische Serviceeinrichtung, in der studierende Eltern andere beraten. Sie arbeiten dabei mit anderen studentischen Beratungen und der AG „Studieren mit Kind“ zusammen.
Diese bereits seit 1993 existierende AG organisiert „Eltern-Kind-Nachmittage“ und andere Aktionen und bemüht sich, studierende Eltern miteinander in Kontakt zu bringen. Der studentische Kinderladen „Humbolde“ ist ein bundesweit beispielhaftes Betreuungsmodell. Ergänzend zu anderen Betreuungsformen werden die Kinder dort flexibel betreut (von erfahrenen Honorarkräften und nicht von „sich abwechselnden Eltern“).
Natürlich haben studierende Eltern Probleme. Deshalb ist es wichtig, daß sie sich zusammenschließen und um eine Infrastruktur, wie es sie an der HU gibt, wissen. Die an diesem Netzwerk beteiligten bemühen sich seit Jahren, das Klischeebild von der überforderten studierenden Mutter zu erneuern.
Absolventinnen, die mit Kindern studiert haben, bringen andere Erfahrungen mit als ihre KomilitonInnen. Sie sind routinierte Organisationstalente, beweisen Verantwortungsbewußtsein und Durchhaltevermögen. Oft arbeiten sie wesentlich strukturierter und zielstrebiger und setzen ihre Forschungsprojekte zur Realität in Beziehung.
Studierenden Eltern kann man helfen, indem man sie und ihre Fähigkeiten ernst nimmt, aber nicht, indem man sie als „durch Kinder behindert“ darstellt. In dieser Hinsicht ist der Artikel leider ein gesellschaftstypisches Phänomen. Kinder werden viel zu oft als lästiger Klotz am Bein dargestellt. Und Mütter – na klar! – als das wandelnde schlechte Gewissen. Katrin Girgensohn, ehemalige Beraterin an der HU, u.a. Mutter von zwei großartigen Töchtern
Die Beratung für studierende Eltern, der Kinderladen „Humbolde“, die AG und das Referat „Studieren mit Kind“ befinden sich in der Monbijoustraße 3, Tel.: 20 93-19 86
In Eurem Artikel ist ständig – in willkürlicher – Zuordnung von Studenten und Studierenden die Schreibe. Da mich der Abfall von einer nicht nur politisch korrekten, sondern auch eindeutigen Sprache auch bei den Grünen und im StudentInnenrat nervt, hier also die Meinungsmitteilung: Bettina Kraus ist mit Sicherheit kein „Student“. Wenn 9,3 Prozent der Berliner Studenten ein Kind haben, kann ich nicht wissen, ob das so stimmt, ob es um die Studierenden geht oder ob vielleicht gar um die Studentinnen, die die Kinder ja bekommen haben. Wozu der sehr aufdringliche Wechsel? [...] Was sind „Studenteneltern“?! Studentische Eltern? Oder gehören meine auch dazu? Benedikt Hoffmann
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