■ Die anderen: "Tagesspiegel", "Südkurier" zum Gelöbnis am 20. Juli
Der „Tagesspiegel“ aus Berlin meint zum Gelöbnis am 20. Juli: So ändern sich die Zeiten. Die grüne Angelika Beer verteidigt mit Nachdruck das umstrittene (halb-)öffentliche Gelöbnis von 430 Rekruten. Sogar Umweltminister Jürgen Trittin, der sonst um große Worte nicht verlegen ist, schweigt diesmal öffentlich. Bei den Grünen ist es offenkundig nicht mehr opportun, öffentliche Gelöbnisse zu verdammen. Sie, die oppositionellen Antimilitaristen von einst, regieren jetzt. Zum Crashkurs in Realismus gehört auch das Ja zur Bundeswehr. Der Tag rückt näher, an dem erstmals ein grüner Spitzenpolitiker ans Rednerpult tritt.
Der „Südkurier“ aus Konstanz kommentiert: Wer die Berliner Szenerie ohne ideologische Scheuklappen betrachtet, wird nichts dagegen einzuwenden haben, wenn junge Männer im Stauffenbergschen Bewußtsein die Verteidigung von Recht und Freiheit geloben. Mancher mag ein „Militärspektakel“ wie das gestrige für ein überkommenes Ritual halten. Das ist jedermann unbenommen. Allerdings gibt dies den Gegnern nicht das Recht, eine Veranstaltung lächerlich zu machen, die anderen wichtig ist. Schließlich kann man auch die Ostermärsche getrost für ein Ritual von vorgestern halten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen