: Willi Lemke schießt gegen Uli Hoeness
■ Ex-Werder-Manager sieht die Bundesliga vor dem Absturz / Kommt doch die Euro-Liga?
Der langjährige Manager des deutschen Pokalsiegers Werder Bremen, Willi Lemke, hat sich besorgt über die Zukunft der Fußball-Bundesliga geäußert und gleichzeitig scharfe Kritik an Bayern-Manager Uli Hoeness geübt. In einem Interview der neuesten Ausgabe des Magazins „Playboy“ sagte Lemke, die „Reise“ gehe in Richtung Europaliga. Die Champions League sei nur der Vorreiter.
Interessante Lokalderbys, reizvolle Spiele wie HSV gegen Werder oder Bayern München gegen 1860, gehörten der Vergangenheit an. Die Champions-League-Teilnehmer hätten aus wirtschaftlichen und Termingründen kein Interesse daran. „Acht bis zehn Clubs werden auf der Strecke bleiben. Auch wenn die Großen Almosen verteilen wollen“, warnte Lemke, der inzwischen Bremer Bildungssenator für die SPD wurde, aber weiterhin Mitglied des Werder-Aufsichtsrats ist. Für ihn sei es ein Unding, jemanden zum Bittsteller zu machen.
Lemke mahnte im „Playboy“ einen Strukturwandel in den Vereinen an. „Dabei müssen wir aufpassen, daß der Fußball Sport bleibt und nicht zur Riesenshow abgleitet, und daß der Fan nicht eines Tages sagt: Diesen Schwachsinn finanziere ich nicht mehr mit“, erklärte er. Beim Strukturwandel müsse verhindert werden, daß Konzerne oder Agenturen das alleinige Sagen haben. „Wir müssen verhindern, daß sie je nach Lust und Gewinnaussichten die Liga manipulieren. Mal 18, mal 16, mal 14 oder zwölf Vereine. Zum Schluß bleiben die großen vier übrig“, sagte Lemke. Die Liga dürfe nicht eine Gelddruckmaschine für Konzerne oder Agenturen werden.
In Zusammenhang mit der Diskussion über die Zukunft der Bundesliga warf Lemke Bayern-Manager Hoeness vor, die Gesamtinteressen der Liga seien ihm „vollkommen egal“. Eine gesunde Portion Egoismus sei schon okay, man müsse sich aber die gesamte Situation genau anschauen. Hoeness sage, er wolle noch mehr TV-Gelder einnehmen, denn nur die großen Vereine garantierten hohe Einschaltquoten. Lemke sprach sich dagegen für die dezentrale TV-Vermarktung aus. „Das ist die letzte Bastion, die wir haben für eine gesunde Zukunft der gesamten Liga“, betonte er. Nur die dezentrale TV-Vermarktung garantiere die Gießkanne zur Finanzierung aller Bundesligisten. Nur so könne für ein Gleichgewicht der Kräfte gesorgt werden. „Kommen die Bayern und die Dortmunder mit ihren Plänen durch, geht der Fußball kaputt“, warnte Lemke. Er nenne das den Ausverkauf „unserer Seelen und die Verrohung der Sitten“. dpa
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen