: Das Team Telekom gibt sich verbalrevolutionär
■ Während Lance Armstrong in den USA für seinen Sieg bei der Tour de France gefeiert wird, zieht das deutsche Radteam ein zufriedenes Fazit der glimpflich verlaufenen Rundfahrt
Paris (dpa) – Mit einer Abwandlung der Revolutionslosung verabschiedete sich Telekom gestern aus Frankreich in ganzseitigen Zeitungsanzeigen: „Freiheit, Brüderlichkeit, Schnelligkeit – Wir danken Ihnen für diese Super-Tour“. Den Verantwortlichen des deutschen Rennstalls, die mittags in ihrer Bonner Zentrale bescheidener feierten als in den letzten Jahren auf dem Markt, war offensichtlich ein Stein vom Herzen gefallen.
Die Tour-Bilanz des Hauses mit dem Grünen Trikot Erik Zabels und dem Etappensieg Giuseppe Guerinis in L'Alpe d'Huez fiel trotz des Fehlens von Jan Ullrich im großen und ganzen zufriedenstellend aus. Dazu spielte das Dopingthema nach dem Krisenjahr diesmal eine untergeordnete Rolle. Zabel gab den Eindruck des direkten Beobachters wieder: „Die Tour hat an Bedeutung gewonnen, kurioserweise.“
Während Gesamtsieger Lance Armstrong beim Finale der 86. Tour de France in Paris stolz sein Gelbes Trikot trug, präsentierte sich Erik Zabel ganz in Grün. Grünes Trikot, grünes Fahrrad, grüngefärbte Haare und Augenbrauen beim Sohn, die Gattin im farblich passenden Outfit. Beim gestrigen Empfang in der Zentrale – die Fahrer waren nach der Feier in Paris am Morgen etwas müde in Köln-Bonn gelandet – herrschte allerdings wieder der Telekom-Farbton Magenta vor. Im kommenden Jahr, wenn Ullrich und der diesmal ebenfalls abwesende Italiener Marco Pantani auf Lance Armstrong treffen, wollen die Bonner dann wieder in Gelb schwelgen.
Der Toursieger von 1997, der wegen der Sturzfolgen bei der Deutschland-Tour in Frankreich passen mußte, beginnt jetzt schon die Grundlagen für 2000 zu legen. Ullrichs erster Start nach acht Wochen Pause ist auf den 1. August bei der Rundfahrt Castilia y León in Spanien festgelegt. Lance Armstrong, dem L'Equipe am Montag in ihrer Schlagzeile „das Comeback des Jahrhunderts“ nach seiner überstandenen Krebserkrankung attestierte, wird in nächster Zeit wenig Zeit für hartes Training finden. Nach seinem Sieg bei der schnellsten Tour aller Zeiten (Stundenmittel: 40,273 km/h) hatte Präsidentschaftskandidat Bush über Armstrongs Handy als einer der ersten gratuliert. Eine Audienz bei Bill Clinton soll folgen, und seine Heimatstadt Austin in Texas rüstet zum 10. August zu einer gigantischen Parade.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen