■ III. Wahl: Kulissen- recycling
Was läuft eigentlich in den Dritten Programmen zwischen 14 Und 17 Uhr? Zum Beispiel:
„Gut geschieden ist halb gewonnen. Der Weg in eine faire Trennung“, So., 14.30 Uhr, WDR
Im Hause Brandner, Hochburg familärer Dramen in der ARD-Vorabendserie „Verbotene Liebe“, wird tagtäglich eine knappe halbe Stunde lang in freier Kombination begehrt, betrogen, gezetert und gestorben, bis der Wochenend-Cliffhanger die zweitägige Zuschauer-Zwangspause einläutet.
Wären wenigstens ein paar der Hunderttausenden von Fans am vergangenen heiligen Sonntag im Wohnzimmer geblieben, anstatt die bucklige Sippschaft ins Grüne zu geleiten, hätte vielleicht der eine oder andere beim Zappen durch die Familiennachmittagsprogramme aufgedeckt, was sich hinter der eher schwammig anmutenden WDR-Reihe mit dem Titel „Gott und die Welt“ wirklich abspielte.
Denn so kamen wahrscheinlich nur Soapverächter und echt Ehekrisengeschüttelte in den Genuß eines halbstündigen, inszenierten Scheidungsratgebers, ohne im geringsten zur Kenntnis zu nehmen, daß die Darsteller des bockigen Ehepaars Diesebach nicht nur in original „Verbotene Liebe“-Kulissen agierten, sondern aus ihren Paraderollen als lesbisch gewordene Erika Sander und mittelloser Ex-Hausmeister Walter Prozeski hinausgeschlüpft waren! Was für eine Überraschung, vergleichbar mit dem Fund eines alten Ostereis, den ollen (unlängst wegen sinkender Quote aus der Sendung geschiedenen) Walter als gehörnten Karl Diesebach mit einem „antistatischen Feger“ hantierend in Brandners Eingangsbereich zu sichten! Und daß sich das Diesebach-Paar zuletzt gütlich trennen würde, war wohl vor allem auf die gesalzenen Sitzungspreise der kühl gemimten Scheidungs-“Mediatorin“ zurückzuführen. Aber immerhin war das Trauerspiel dann auch beendet – und die untreue Attrappe schon am nächsten Tag wieder unterm Ehejoch des Endlosspektakels. Monie Schmalz
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