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Steinharter Zwergdinosaurier

■ Guterhaltener Vorfahr des Urvogels Archäopteryx entzückt bayerische Archäologen

Eichstätt (taz) – Als „Weltsensation“ gilt in Fachkreisen der Fund eines guterhaltenen Zwergdinosaurierschädels von acht Zentimeter Größe. Der bei Grabungen im Naturpark Altmühltal bei Eichstätt aus Schichten des Erdzeitalters Jura geborgene Schädel wird von Forschern auf ein Alter von etwa 151 Millionen Jahren datiert und ist bislang bundesweit der zweite Fund aus der Oberjura-Zeit.

Aufgrund der starken Zähne weiß man, daß es sich bei der Versteinerung um einen fleischfressenden Saurier, einen sogenannten Theropoden aus der Gruppe der Coelurosaurier, handelt. Wie Präparator Pino Völkl erklärte, lief diese Art von Raubsauriern auf ihren beiden Hinterbeinen. Das nun freigelegte Exemplar war allerdings ein Jungtier, in ausgewachsenem Stadium hätte es mit zirka einem Meter etwa die Größe eines Hundes erreicht. Derartige Funde von Landtieren in den Schichten des ehemaligen Jurameeres zählen zu den ganz besonderen Raritäten, denn üblicherweise finden die Paläontologen dort vor allem Versteinerungen von Wassertieren.

Der Landbewohner Theropoda gilt als direkter Vorläufer des legendären Urvogels „Archäopteryx“, und das macht ihn für die Experten so interssant. Denn um den Ruhm des Sauriervorfahren der Vögel ist ein heftiger Streit entbrannt. Wann tauchten die ersten Federn auf und wozu? Wie lange dauerte die Entwicklung von Schuppen- zu Federtieren?

Der gestern präsentierte Theropod ist eine Million Jahre älter als der Archäopteryx. Forscher aus China behaupteten vor zwei Jahren, sie hätten schon voll gefiederte Saurier und Vogelvorfahren aus der gleichen Zeit, dem Jura, gefunden. Doch die Datierung konnte nicht bestätigt werden.

Der Körper des Zwergdinosauriers wurde von den Archäologen im Naturpark Altmühltal schon gefunden und ist hoffentlich ebenso gut erhalten wie der Kopf. Gespannt warten nun alle Beteiligten darauf, zu erfahren, ob der Körper des Raubsauriers von Schuppen oder Federn überzogen war – denn außer in China hat man bislang noch nirgendwo einen gefiederten Vorläufer des Archäopteryx entdeckt.

Leider ist die Versteinerung verkieselt und damit sehr hart. Die Präparation ist damit langwierig – Pino Völkl rechnet mit einem Arbeitsaufwand von 500 Stunden. Welche Art der Befiederung der kleine 151 Millionen Jahre alte Saurier aufweist, werden die Forscher der Öffentlichkeit deshalb erst September 2001 vorstellen.

Manuela Knipp-Dengler ‚/B‘ Fotos und Details zur Präparation: www.altmuehlnet.de/news/jura-museum

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