piwik no script img

Heuler müssen bald raus

■ Junge Seehunde werden Mitte August ausgesetzt

Lebende Aale und Garnelen sind für Manfred, Barbara, Franzi und ihre Artgenossen kulinarisch gesehen das Höchste. Aber vor dem Genuß steht die Arbeit: Um an die Nahrung heranzukommen, müssen die Seehundjungen, die derzeit in der Seehundstation Friedrichskoog im Kreis Dithmarschen aufgezogen werden, den Fisch, den die Helfer ins Wasser der Aufzuchtbecken werfen, selbst fangen. Das ist die beste Vorbereitung auf das freie Leben im Wattenmeer, in das die Tiere in wenigen Wochen entlassen werden, weiß der Seehundfachmann der Station, Delf Wille. Wenn sie so weit sind, daß sie sich um ihr Futter selbst kümmern, dann müssen sie raus aus ihrem Behütetsein. Dann geht es wieder ins Meer.

19 Heuler sind Willes Angaben zufolge in dieser Saison in die Seehundstation gebracht worden, 18 haben überlebt. „Ein ganz normales Seehundjahr“, nennt Delf Wille das. 1998 wurden 15 Tiere hier durchgefüttert und später ausgewildert.

Heuler sind Seehundjunge, die hilflos an den Stränden der schleswig-holsteinischen Nordseeküste gefunden und in die Friedrichskooger Einrichtung gebracht werden. Dies geschieht auf Beschluß der zuständigen Seehundjäger und nur, wenn das Jungtier wirklich von der Mutter verlassen, krank oder deutlich unterernährt ist. Denn Seehunde fallen unter das Jagdrecht, auch wenn die Seehundjäger heute für Schutz und Hege der Tiere zuständig sind.

In der Seehundstation wird der Robbennachwuchs zunächst mit Milchbrei aufgepäppelt und isoliert gehalten, bis die Frage nach Krankheiten geklärt ist. Schrittweise werden dann Nahrung und Fütterungsgewohnheiten umgestellt, die Tiere an den Kontakt mit den Artgenossen ge- und dem Menschen als Versorger entwöhnt. Die sieben Aufzuchtbecken der Station sind denn auch dem Publikum nicht zugänglich. „Die Tiere sollen gar nicht erst mit den Menschen vertraut werden“, erklärt Wille.

All das kommt Manfred, Franzi und den anderen zugute, wenn sie in die Freiheit entlassen werden. Voraussichtlich Mitte August ist es soweit. Daß sich die Tiere aus der Station gut in die freilebenden Herden integrieren, hätten die Beobachtungen der letzten Jahre jedenfalls schon einmal gezeigt, sagt Delf Wille: „Die sind immer voll mit im Verband drin.“ lno

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen