: Koschnick kritisiert Hilfsstrategien
Der Bosnienbeauftragte der Bundesregierung, Hans Koschnick, hat die Vorgehensweise der internationalen Staatengemeinschaft beim Wiederaufbau des Kosovo kritisiert. Anläßlich der Geberkonferenz in Brüssel sagte der SPD-Politiker gestern, „zu viele internationale Organisationen und zu viele nationale Regierungen wollen an den ganzen Prozessen der Entscheidung beteiligt sein“. Zur Verbesserung sollten die beteiligten Staaten nach Ansicht Koschnicks den Mut haben, beispielsweise den Wiederaufbau der EU zu überlassen. Die Erfahrungen in Bosnien hätten gezeigt, was gebraucht werde. Derzeit neigten die beteiligten Stellen jedoch dazu, „über jeden Ziegelstein zu entscheiden, ob er gegeben werden darf oder nicht“. Wenn die Amerikaner nach 1945 beim Marshallplan so gehandelt hätten, wären „wir nie zu Rande gekommen“. AP
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Ein jugoslawischer Armeeoberst hat gestern öffentlich gegen den Mißbrauch der Streitkräfte zur Machterhaltung des Belgrader Regimesprotestiert. Er habe deswegen seine vorzeitige Pensionierung beantragt, heißt es in seinem in der Belgrader Zeitung Glas javnosti veröffentlichten Brief. Der Offizier wolle sich an diesem Mißbrauch nicht beteiligen, weil das Regime damit die Armee als seine letzte Machtstütze auf einen „falschen Weg“ führe. dpa
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Der serbische Oppositionsführer Zoran Djindjic hat das Militärgericht in Belgrad gestern als freier Mann verlassen. Djindjic sagte, der Untersuchungsrichter habe den ursprünglichen Antrag zurückgezogen, ihn in Untersuchungshaft zu nehmen. Dem Vorsitzenden der Demokratischen Partei (DS) wurde Fahnenflucht vorgeworfen, da er sich während des Kosovo-Krieges meist in der jugoslawischen Teilrepublik Montenegro aufgehalten hatte. AFP
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Die 14 serbischen Opfer des Massakers von Gracko sollten gestern nachmittag in ihrem Dorf beigesetzt werden. Den Trauerdienst sollte das Oberhaupt der serbisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Pavle, abhalten, berichtete die Belgrader Nachrichtenagentur Beta. 400 KFOR-Soldaten unter Einsatz von Hubschraubern schützten die Teilnehmer der Beerdigung. Die 14 Männer waren am vorigen Freitag während der Feldarbeit ermordet worden. dpa
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Der UN-Verwalter für das Kosovo, Bernard Kouchner, hat den gemäßigten Führer der Kosovo-Albaner, Ibrahim Rugova, zur Rückkehraufgefordert. In einem Interview mit dem italienischen Corriere della Sera bot er Rugova auch an, die Zusammensetzung des Kosovo-Übergangsrates aus Serben und Albanern zu ändern. Der gewählte „Präsident“ der Kosovo-Albaner war seit Kriegsende nur für einen Tag in seine Heimat zurückgekehrt. Kouchner sagte, „Rugova muß mit uns zusammenarbeiten. Wir können nicht mit einer einzigen politischen Kraft arbeiten“, sagte der französische Politiker mit Blick auf die UÇK. AFP
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