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Im Hegelschen Sinne

■ Schneider TM und Ilpo Väisänen von Pan Sonic im Meinblau

Das tolle an musikalischen Entwürfen in den ausgehenden 90ern ist, daß alles möglich ist, alles. Man sehe sich bloß mal diesen Menschen an, der sich heute Schneider TM nennt. Vor einiger Zeit stand er mit der Gitarre in der Hand den tollen Indiebands Hip Young Things und Locust Fudge vor, deren Platten wunderbare Zeugnisse amerikanisch geprägten College-Rocks sind. Außerdem sang er in diesen Bands, spielte Orgel, Piano, Mandoline und klopfte auf Percussions rum.

Doch irgendwann stellte Schneider die Gitarre in die Ecke und überraschte mit einer ziemlich gelungenen Elektronikplatte. Einfach so. Doch die Saga von Schneider TM geht noch weiter. An einem ganz anderen Ort, in einer ganz anderen Welt, bei der Formatsendung „Wah-Wah“, dem Aushängeschild von Viva für nichtkommerzielle Musik, kam irgendwann die Idee auf, all die Low-budget-Clips von integren Indiebands und Elektronikfricklern anmoderieren zu lassen. Am besten von jemandem, der den Indie-Kosmos genauso kennt wie das elektronische Universum, am besten von Schneider TM.

Der setzt bei Viva und „Wah-Wah“ nun auf genau das, was auch seine Musik auszeichnet: Charme und eine gewisse Vorliebe für trashige Ästhetik. Jetzt schlägt der Wahlberliner Schneider TM erneut einen Haken, macht seinem Ruf, vor nichts zurückzuschrekken, alle Ehre. Angel nennt sich das brandneue Superprojekt zusammen mit Ilpo Väisänen, der niemand anderes ist als die eine Hälfte der finnischen Extrem-Elektroniker Pan Sonic. Deren minimalistische Tonsetzereien waren für elektronische Musik, die weniger das Tanzbein als die Gehirnmuskulatur ansprechen möchte, mehr als bloß stilprägend.

Wie sein Partner Mika Vainio ist auch Ilpo Väisänen seit einiger Zeit mit jeder Menge Solo-Aktivitäten und mit dem Beschallen von Vernissagen beschäftigt. Doch Zeit für was ganz Neues sollte da bleiben, zumal Angel nach einer wirklich spannenden Kollaboration klingt. Schneider TMs Drang zum dilettantischen Experimentieren mit den Maschinen und Ilpo Väisänens tontüftlerisches zielgenaues Arbeiten an den Geräten dürften ganz auf ein Ergebnis im Sinne Hegels hinauslaufen, nämlich auf etwas Neues.

Andreas Hartmann ‚/B‘ Heute ab 22 Uhr, Meinblau, Christinenstr. 19, Mitte

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