: Buddhismus
Dem Buddhismus gehören weltweit über dreihundert Millionen Menschen an. In Deutschland sind es schätzungsweise 100.000 deutsche und etwa 120.000 hier lebende asiatische Buddhisten – vorwiegend Vietnamesen und Thais. Organisiert sind im Dachverband der Deutschen Buddhistischen Union 47 Gemeinschaften, deren Mitgliedszahlen zwischen 10.000 und 5.000 stark schwanken. Insgesamt sind in Deutschland etwa vierhundert buddhistische Gruppen bekannt. Gegründet in Nordostindien beruht der Buddhismus auf den Lehren von Siddharta Gautama (um 550 vor Christus), genannt Buddha, „der Erleuchtete“.
Der Glaube beruht auf der Reinkarnation und darauf, dass Leben Leiden sei, die Ursache des Leidens in der Unwissenheit und den Leidenschaften liege, das Leiden durch ihre Überwindung aber beendet werden könne. Traditionellen Quellen zufolge erreichte 372 nach Christus der Buddhismus Korea über China. Im Mittelpunkt der Zen-Sekte des Buddhismus steht Versenkung und Meditation als Weg zur plötzlich und intuitiv einsetzenden Erkenntnis vom eigenen innersten buddhistischen Wesen. Praktische Übung und persönliche Erleuchtung wird dem Studium und der Lehre der Schriften vorgezogen.
Die buddhistische Laienbewegung ist individueller Natur und nicht so sehr an Gemeinden gebunden. Der Buddhismus passt sich wandelnden Bedingungen und verschiedenen Kulturen an. Er sieht sich nicht im Widerspruch zu modernen Wissenschaften. Ähnlich wie die christliche Kirche ist auch der Buddhismus von Männern dominiert. Zum Beispiel gilt nicht nur in Korea das Vorurteil, eine Frau müsse mehrfach als Mann reinkarniert werden, um Erleuchtung erlangen zu können. Dennoch gibt es einige wenige Zen-Meisterinnen. Dae-Haeng Keun Sunim setzt sich erfolgreich über die Regel hinweg, dass Frauen nur Frauen unterrichten sollen.
Das von Dae-Haeng Keun Sunim 1972 begründete HanMaUm Zen Zentrum gehört zum Chogye-Orden, dem größten buddhistischen Orden Koreas. Zweimal im Monat besuchen um die 6.000 Menschen ihre Dharma-Teachings. Es gibt bereits Zweigstellen in den USA, Kanada, Argentinien und eine in Deutschland. Weltweit hat ihr Orden etwa 200.000 Anhänger.
Der Schwerpunkt ihrer Lehre beruht auf der Meditation im Alltag und der Hinwendung zur modernen Wissenschaft. In Keun Sunims Institute for Mind Science wird die Verknüpfung von traditioneller asiatischer Heilkunst mit der Schulmedizin untersucht, natur- und ingenieurstechnisch an Formen der Energieübertragung und Speicherung gearbeitet und werden interdisziplinär neue Managementtheorien entworfen. In Seoul eröffnete sie den größten buddhistischen Buchladen Koreas.
Der Großteil aller in Europa lebenden Koreaner wohnt in Deutschland. Hier wiederum konzentrieren sie sich im Ruhrgebiet. Der 1996 eröffnete HanMaUm Zen-Tempel in Kaarst bei Düsseldorf hat eine Gemeinde von etwa hundert Anhängern aus dem gesamten Bundesgebiet. Katharina Born
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen