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Ein Hauch von Pathos

Würstchen, Plausch und Fachsimpelei: Teleskopaufnahmen vom „Fest der Finsternis“ in der Sternwarte Bergedorf  ■ Von Heike Dierbach

Auch das Salvador-Teleskop kann nichts anderes tun, als die geschlossene Wolkendecke heranzuzoomen. Die BesucherInnen in der 50 Meter langen Warteschlange lassen sich davon nicht beirren. „Bis wir dran sind, sind die Wolken weg“, frohlockt Christiane S. aus Vierlanden, „außerdem stehen wir nun schon einmal hier“. Sie ist eine von rund 1500 HamburgerInnen, die zum „Fest der Finsternis“ in der Sternwarte Bergedorf gekommen sind, zu dem der „Freundeskreis der Hamburger Sternwarte“ geladen hat.

Jugendliche lagern in Gruppen auf dem Rasen, Kinder in T-Shirts mit Emblemen der Sonnenfinsternis toben herum. Auf den weitläufigen Grünflächen zwischen Altbau-Villen wird ein wenig über Kernschatten, Totalitätszone und Brillen gefachsimpelt. Die mit Abstand längste Schlange hat sich vor dem Würstchenstand gebildet. Der Uhrzeiger indes hat bereits die zwölf passiert, und noch immer ist die Sonne nicht zu sehen. „Das ist halt Schicksal“, zuckt eine junge Frau, die am Getränkestand ansteht, die Schultern. Sie hat jetzt andere Sorgen: Der Kaffee ist alle.

Um halb eins schaut schon kaum noch jemand auf die Uhr, die Schutzbrillen verschwinden in den Hosentaschen. Dann aber verstummen plötzlich die heiteren Gespräche. Alles strömt auf die Wiese vor dem Teleskop, die Augen sind gen Himmel gerichtet. Rufe von allen Seiten: „Da, da ist sie!“ „Ich hab sie gesehen!“ Ein Hauch von Pathos weht über den Platz. Wenn jetzt nur keiner seine Sandale auszieht. Für ein paar Sekunden blitzt die strahlende Sichel durch die Wolken. Die Erdlinge danken es mit Jubel und Applaus. Eine Gruppe junger Frauen kreischt aufgekratzt.

Ulf Borgeest, Organisator des Festes, fällt ein Stein von Herzen: „Ich hatte schon befürchtet, die Leute würden enttäuscht werden.“ Die Wolken, schwärmt er, ermöglichten sogar einen freieren Blick auf das Ereignis – ohne Schutzbrille. Zudem seien so in ganz Hamburg Verletzungen ausgeschlossen. Darüber freut sich auch eine Mutter, die mit ihrer kleinen Tochter gekommen ist. Wie der das Schauspiel gefallen hat? Beeindrucktes Schulterzucken.

„Viele Menschen hängen im Grunde mit ihrem Herz an der Astronomie“, weiß Borgeest. Für den Astronomen dient seine Wissenschaft wie die bildende Kunst oder die Musik der „Erbauung“, und „heute ist natürlich ein Highlight“.

Den meisten BesucherInnen reicht nach zehn Minuten schon, was sie gesehen haben. „Die Welt ist nicht untergegangen“, stellt ein junger Mann fest und zieht zufrieden von dannen. Wenn es um die Sonne geht, ist der Norddeutsche bescheiden.

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