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Kaufhof öffnet wieder mit einem Trick

■  Die Feier eines „Brunnen-Festes“ am Alexanderplatz ermöglicht dem Kaufhof und weiteren Geschäften, am Wochenende ihr gesamtes Sortiment anzubieten. Potsdamer Platz Arkaden öffnen dank eines „Amerika-Festes“

Kaum hatte man geglaubt, der Spuk der am Sonntag geöffneten Kaufhäuser sei vorerst vorbei, ziehen die Geschäfte am Alexanderplatz einen neuen Joker aus der Tasche. Weil die Händler am Wochenende erstmals ein Brunnenfest – anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Brunnens – feiern, erteilte ihnen das Landesamt für Arbeitsschutz eine einmalige Sondergenehmigung. Danach dürfen die Geschäfte am Freitag und Sonnabend bis 22 Uhr und am Sonntag bis 17 Uhr geöffnet haben. Zudem dürfen sie ihr gesamtes Sortiment verkaufen, und nicht wie nach einem kürzlichen Senatsbeschluss nur Souvenirartikel.

Nach Angaben des Kaufhof-Geschäftsführers Uwe Spanka wurde das Fest bereits einige Wochen vor dem Streit um die Sonntagsöffnung geplant. „Wir sind damit nur nicht an die Öffentlichkeit gegangen, weil wir davon ausgingen, regelmäßig am Sonntag öffnen zu dürfen“, sagte er. 17 Geschäfte dürfen am kommenden Sonntag öffnen. Das Brunnenfest besteht aus 10 Verkaufsbuden, einem Kinderkarussell sowie einer Musikbühne. Spanka rechnet mit einem Andrang wie vor zwei Wochen, als sich etwa 50.000 Menschen in den Kaufhof drängelten.

Der Sprecher des Landesamtes für Arbeitsschutz, Robert Rath, sagte gestern, der Antrag auf Sonderöffnung zum „traditionellen Brunnenfest“ sei erst vorgestern bei der Behörde eingegangen. Das sei aber nicht unüblich. Da das Ladenschlussgesetz im Falle eines Straßenfestes einmal pro Jahr eine Sonderöffnung erlaube, habe sein Amt einer Genehmigung nicht im Wege gestanden.

Noch weiter öffnete das Landesamt seine Türen für die Potsdamer Platz Arkaden. Dort durfte bereits vor einigen Wochen wegen eines Straßenfestes am Sonntag mit dem ganzen Sortiment gehandelt werden. Dennoch dürfen die Läden am kommenden Sonntag erneut öffnen, denn nun findet das „Amerikafest“ von DaimlerChrysler statt. „Dies ist kein Straßenfest, sondern ein Event von herausragender Bedeutung“, so Rath. Zudem würden sich mit DaimlerChrysler und dem Musicaltheater „typische Vertreter des amerikanisches Stiles“ beteiligen.

Zwar sei die Zahl der Events pro Jahr nicht limitiert, doch dürfe sie nicht inflationär verwendet werden, erklärte Rath. Sollte es dem Kaufhof gelingen, „Die 3 Tenöre“ für ein Konzert auf dem Alex zu gewinnen, scherzte er, stünde auch hier einer weiteren Sonderöffnung nichts im Wege. Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) übte gestern scharfe Kritik. „Wenn Herr Diepgen erklärt, der Sonntag gehört dem Herrn und nicht Hertie, dann meint er mit dem Herrn anscheinend Kaufhof!“

Gereon Asmuth

„Das Diepgen des Tages“ Seite 21

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