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Antworten auf Letzte Fragen

Wie erkennt man, dass ein Schimmelkäse schimmelt? (7.8.99)

Blauer Schimmel = guter Schimmel; weißer Schimmel (Tautologie, ich weiß ...) = böser Schimmel! Hajo Sygusch, Bremerhaven

Was bedeutet es, wenn man(n) seiner Angebeteten Kreide in den Briefkasten wirft? (7.8.99)

1. Die Märchen-Variante Wenn als nächstes Wein und Kuchen im Briefkasten liegen, hat der Kreidewerfer seine Angebetete wohl zum Fressen gern.

2. Die Stimmveränderungs- Variante Leitet sich aus der Märchen-Variante ab. Entweder will der Kreidewerfer mitteilen, dass er selber Kreide gefressen hat; oder er sagt durch die Kreide: „Ich habe dich durchschaut, du Kreidefresserin“; oder er will sie zum Kreidefressen verführen.

3. Die praktischen Varianten

3.1 Der Kreidewerfer besitzt ein Fahrrad und hat eine Acht im Reifen und traut sich aber nicht einfach direkt zu fragen: „Kannst du mir das Hinterrad zentrieren?“ Deshalb gibt er den dezenten Kreidehinweis.

3.2 Die Angebetete ist Eigentümerin eines Fahrrads, das eine Acht im Vorderrad hatte. Der Kreidewerfer hat diese heimlich entfernt und das Hilfsmittel Kreide im Briefkasten hinterlassen.

4. Die Urlaubs-Variante „Der Fahrrad-Urlaub mit dir auf Rügen war wunderschön, vor allem der Abstecher zu den Kreidefelsen – na du weißt schon. Zentrier endlich dein Vorderrad, und wir können wieder lostreten!“

5. Die Hab-ich-mal-eben-für-dich-besorgt-Variante Er liest ihr jeden Wunsch von den Augen ab, z. B. Tafelkreide für die Lehrerin, Turnerkreide für die Turnerin, Scheiderkreide für die Schneiderin etc. Merksatz: Kreide im Briefkasten ist nicht eindeutig! Britta Sutorius, Berlin

Eindeutig Zoff! Gerd Neurath, Saarbrücken

Woher wissen Übersetzer englischsprachiger Filme, wann die Personen sich duzen und wann sie sich siezen? (7.8.99)

Immer dann, wenn eine/r der Beteiligten im Original gesagt hat: „You can say you to me.“ Aber das hören wir in der Synchronisation natürlich nicht. Stattdessen hören wir Sprüche wie: „Die Stadt ist zu klein für uns beide!“ oder „Ich schau dir in die Augen, Kleines“ oder sowas in der Art ... Claus Langbein, Kornwestheim

How far can you see? (31.7.99)

So far you can look! Walter Ditrich

As far as I can see I can't see far. Tamara Multhaupt, Berlin

Wie nennt man es, wenn ein Fußgänger „Vorfahrt“ hat? (24.7.99)

Komischerweise sind immer noch über 50 Prozent der Bevölkerung willens und dazu in der Lage, ihre Füße zu gebrauchen. Also ist es nur gerecht, wenn der Fußgänger auf dem Gehweg auch mal GEH-RECHT genießt – und so nennt man auch seine Vorfahrt. Nun ist aber der Fußgänger allzu oft einer seltsamen Metamorphose unterworfen: Wenn er nämlich in sein Fahrzeug steigt und zum Autofahrer mutiert. In diesem Moment wird ihm schlagartig klar, dass der noch kurz zuvor hochgeschätzte Gehweg in Wahrheit ein wunderbar langer Parkplatz ist. Sogleich schallt dem nächsten Fußgänger die ursprüngliche Bedeutung GEH WEG entgegen. Dies ändert sich wieder, wenn er das Auto verlässt..usw..usf... Eine „Vorfahrt“ des Fußgängers ist also durch die innere Zerrissenheit der beteiligten Akteure in der Praxis nicht existent und bedarf eigentlich keiner Benennung. Alfred Steinsdörfer, Iserlohn

In Schwaben, namentlich in Stuttgart, gar nicht. Hier haben Fußgänger nie Vorfahrt, genauer: Sie wird ihnen einfach nicht gewährt. Nahe liegt als Erklärung natürlich das Selbstbild Stuttgarts als Autostadt (Marken werden nicht genannt). Hier hat jeder Durchschnittshaushalt ca. drei Autos, und die werden auch genutzt. Wer Fußgänger „isch“, „hätt halt oifach Pech“.

Doch so „oifach“ ist es auch wieder nicht. Mittlerweile habe ich eine umfassendere Erklärung: Der Grund dafür, dass ein Fußgänger in Stuttgart nie Vorfahrt hat, liegt in der schwäbischen Mundart. Man könnte es auch „neuro-linguistische Programmierung“ nennen. Schwaben haben für viele Dinge im Leben einen reduzierten Sprachschatz: Von der Hüfte abwärts ist alles „Fuß“ (Schoß, Beine, Füße), Jacken, Mäntel, Anzüge oder Sakkos heißen hier „Kittel“. Um es sich einfacher zu machen – man braucht dann weniger zu denken –, wurden in der Geschichte der Schwaben viele Wörter aus dem Sprachschatz eliminiert. Oder gar nicht erst aufgenommen. Diese Beschränkung beim Sprechen führt früher oder später zu einer Beschränkung im Denken.

Als nun das Auto und Verkehrsregeln erfunden wurden, hatte der Schwabe das Wort „Vorfahrt“ zu lernen. Dass es auch für Fußgänger galt und gilt, verdrängte er, weil eben „vorfahren“ vom Wort her nichts mit „zu Fuß gehen“ zu tun hat. Die fehlende synaptische Verbindung im Kopf des Schwaben führt dazu, dass er den ganzen „Vorgang“ an sich längst vergessen hat: Wer Vorfahrt hat, kann nur ein Auto“fahrer“ sein, wer Fußgänger ist, wird im schwäbischen Gehirn nicht mitgedacht. „Pech g'hett!“ Thomas Preuß, Stuttgart

Fast alle husten, niesen, schnauben und rülpsen ziemlich gleich. Aber warum lacht jeder anders? (24.7.99)

Beim Lachen werden ungleich mehr Muskeln in Aktion gebracht als beim Husten usw. Es können bis zu weit über 100 sein. Daher gibt es eine große Varianz und entsprechend individuelle Ausprägungen je nach Anzahl der beteiligten Muskeln, dem Muskeltonus, der Klangfarbe der Stimme, dem Öffnungsgrad der Stimmritze (hihi – haha) usw. Markus Brüggenolte, Heilpraktiker, Berlin

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