Kommentar: Trauer um Millionen
■ Kitabetreuung statt teurer Kacheln
Das wurde ja auch mal Zeit: Da verplant die Bremer Polizei klammheimlich 70 Millionen Mark für einen vollverkachelten Abschiebeknast – und endlich begehrt jemand auf und fordert verbesserte Planungen. Monatelang konnte die unterste Polizeiebene offenbar mit dem Rückhalt von Ex-Innensenator Ralf Borttscheller (CDU) frei nach Gutsherrnart schalten und walten. Jetzt endlich regt sich Protest gegen die verkachelten Zellen und die fehlenden Fenster, die man wohlweislich vergessen hatte bei der Planung.
Der Protest aus dem Mund von SPD-Gesundheitssenatorin Hilde Adolf, die offenbar kalte Füße bekommen hat wegen möglicher Negativ-Schlagzeilen und Gesundheitsrisiken für die Hälftlinge, kommt nur leider zu spät : Das viele schöne Geld wurde schließlich von Borttschellers eifrigen Mannen längst für dutzende Kacheln und eine Klimaanlage verprasst. Und die wahrscheinliche Nachbesserung verschlingt vermutlich weitere Millionen Mark.
Was hätte man nicht alles anstellen können mit dem vergeudeten Teil der ganzen Millionen? Sechs Stunden garantierte tägliche Kinderbetreuung in Bremens Kitas? Kein Verkauf von Spielplätzen, um Haushaltslöcher zu stopfen? Zu dieser Frage wäre Sozialsenatorin Hilde Adolf (SPD) mit ihrem geschröpften Ressort sicher einiges einfallen. Aber nun lautet die für künftige Häftlinge frohe Aufgabe der Zukunft: teure Knast-Kacheln abklopfen. Katja Ubben
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