Tach auch: Schnernstuppen
■ Die neue kleine und erbauliche Montagskolumne der taz / 40. Versuch
„Vater“, fragte der Gedanke den Wunsch, „woher kommen eigentlich die kleinen Sternschnuppen?“ Der alte Wunsch rieb sich die rote Nase, seufzte tief und sprach: „Schau, das ist wie bei den Wünschen und den Gedanken ...“
Sternschnuppe, Schnernstuppe – kennste eine, kennste alle, höre ich Sie, liebe Somnambule, schon brummeln. Ich indes bestehe darauf: Keine Sternschnuppe ist wie die andere. Bei einer wird ein Kalb mit zwei Köpfen geboren, bei der anderen geht die Welt unter. Gerade schnuppen die Sterne ja wieder wie verrückt, vielleicht empfiehlt es sich, schon mal ein bisschen heilzufasten, um zumindest mit reinem Darm vor dem Schöpfer zu stehen. Was nie schaden kann: frische Unterwäsche. Manchmal landet man nämlich unverhofft im Krankenhaus! Doch keineswegs räsonniere ich jetzt über die Frage, ob je einer verhofft im Krankenhaus sein frisch bezogenes Bett bezog. Obwohl es mich jückt, lieber Ambulanter! Doch es geht ja um Sternschnuppen, speziell um die Frage: Was tun, wenn man den Sternschnuppenwunsch hinterher bereut? Einfach ausplaudern, dann sei der Wunsch verwirkt, sagen Sie? Jaha – und wenn man problematisch gewünscht hat? Unmoralisch? Obszön? Gesetzeswidrig? Niemand weiß, was aus einem kleinen, schmutzigen, sorglos dahingewünschten Schnuppenwunsch werden kann, wenn er unter Freunden und Vorgesetzten zirkuliert.
„... letztlich sind alles Putzabfälle.“ Vater Wunsch zog an seiner erkalteten Pfeife und dozierte: „Snuppen ist mitteldeutsch und bedeutet das Licht bzw. den Kerzendocht putzen. Im 18. Jahrhundert hielt man Sternschnuppen also für Putzabfälle der Sterne. Hübsch, nicht!?“ Burkhard Straßmann
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