: Sieglindes Sommer-Hit
■ Karens KochKunst - die Serie der taz hamburg für GenießerInnen. Teil 10: Volkes Trüffel - die neuen Kartoffeln sind da Von Karen Schulz
„A little bit of Nicola on my plate, a little bit of Sieglinde to eat...“ Der nervige Sommerhit dudelt ohrwurmmäßig in allen Köpfen rum, kaum zu ertragen. Nicola und Sieglinde allerdings stehen Jahr für Jahr für einen geliebten und willkommenen Hit, den es jetzt frisch auf den Märkten gibt: Neue Kartoffeln aus deutschen Landen – seit dem 9. August offziell nicht mehr als Frühkartoffeln tituliert – beglücken uns mit ihrem köstlichen Aroma.
Warum die unterschiedlichen Sorten oft nach Frauen benannt sind, weiß Lothar Krüger vom Göhrdehof nicht so recht: „Naja – Kartoffelzüchtung machen Männer“, vermutet er. Nehmen wirs als Kompliment, so ist es wohl gemeint. Sieglinde und Nicola sind übrigens beide vorwiegend festkochende Kartoffeln. Wie Krüger bestätigt, geht der Trend in Norddeutschland eindeutig zu diesen Sorten, mehlige Kartoffelbrei-Qualität ist out.
Vermutlich verlassen sich da die meisten auf die schnelle Variante aus der Tüte – nicht umsonst wird die deutsche Marke für kartoffelige Fertigprodukte „Pfanni“ in diesem Jahr 50 Jahre alt: Schon jede 3. Kartoffel, die auf deutschen Tellern landet (oder im Fall von Chips direkt von der Hand in den Mund wandert) kommt in verarbeiteter Form daher.
Biobauern wie Krüger bauen keine speziellen Bio-Sorten an – die gibt es nämlich gar nicht, auch wenn einige Züchter sich damit befassen. Auf dem Göhrdehof wird daher die alte Sorte Granola gepflanzt, weil sie besonders widerstandsfähig ist und sich gut lagern lässt. Wer Öko-Kartoffeln schon mal probiert hat, weiß, dass es sich lohnt, die Erdäpfel aus schonendem Anbau zu kaufen oder beim Göhrdehof mit dem Bio-Abo zu ordern: Ihr Aroma ist unwiderstehlich gut!
Wer mit etwas Glück mehligkochende Kartoffeln wie z. B. Aula ergattern kann, sollte das Püree zumindest ab und an selbst stampfen. Und dann à la USA perfektionieren, wo derzeit ein gourmetverdächtiger Trend umgeht: Die geliebten mashed potatoes werden mit allen möglichen Zutaten aufgemotzt – von angebratenen Knoblauchscheibchen oder Lauchzwiebeln über getrocknete Tomaten in Öl und Olivenviertel bis hin zu Sardellen oder – oberedel – gehobelten Trüffeln.
Wann sich Kartoffeln und Trüffel in einem Gericht treffen würden, war sowieso nur eine Frage der Zeit: Schließlich hat die unscheinbare Erdknolle, die erst 1565 aus der „Neuen Welt“ nach Europa kam und dann noch einige Jahrhunderte für dessen Eroberung brauchte, ihren Namen dem unter Tage wachsenden Edelpilz zu verdanken: Kartoffel leitet sich von „Taratoufli“ ab, dem spanischen Wort für Trüffel.
Seit ihrer Einführung in Europa hat die Kartoffel eine abenteuerliche Karriere unternommen und war als Kellerkind, Arme-Leute-Essen und sogar als Dickmacher verpönt. Ein Image, das sie wirklich nicht verdient hat: Kartoffeln sind supergesund und mit gerade mal 70 Kalorien auf 100 Gramm viel „schlanker“ als Nudeln oder Reis. Fett wirds erst durch zusätzliches Fett – bei Chips, Pommes etc. Lecker geht's auch ohne: Das nebenstehende Rezept ist eine klasse Alternative zu Pommes frites.
Göhrdehof Lieferservice, 29499 Glieneitz 3, Tel.: 05863-366.
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