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Gewisses Garnichts

Dank Pierce Brosnan ist John McTiernans Remake der „Thomas Crown Affäre“ ein sinnloser Fall von Steifheit  ■   Von Jenni Zylka

Was hat Pierce Brosnan, was Steve McQueen nicht hat? Außer dass er am Leben ist, nicht viel. Es ist entmutigend, bei dem sich wie eine Seuche ausbreitenden Remake-Wahn immer wieder Altes, Bewährtes mit Neuem, Überflüssigem zu vergleichen und dabei feststellen zu müssen, dass Kino wohl das einzige Medium ist, in dem Konservativismus für Qualität bürgt. „Die Thomas Crown Affäre“ ist so ein sinnloser Fall. Schön anzuschauen, sehr nett setdesignt.

Interessant strukturiert wäre er, wenn einfach keiner mitspielen würde. Vor allem Pierce Brosnan nicht. Der Mann spielt den umtriebigen Millionär und hochkarätigen Gemäldedieb Crown so steif, als hätte er eine Magnumflasche „Tabac Original“ im Hintern stecken. Ganz selten schimmert die die elegante Coolness durch, die Steve McQueen dem Original-Crown 1967 gab: Einmal wettet Crown beim Golfen um eine Millionensumme, schlägt den Ball daneben, verliert seinen Einsatz und sagt: „Was soll man sonst an einem Sonntag Nachmittag tun?“ Und siehe da, der Satz ist komplett aus dem Originalfilm übernommen.

Leider läßt sich auch Rene Russo als sexy Versicherungsagentin von Filmpartner Brosnan anstecken: Genau wie er lächelt sie nicht, sondern bleckt die Zähne und stapft knöchern um Crown herum. Der Tiefpunkt der „wie in einem Jazzduett mit ihren Verführungskünsten spielenden“ (Pressetext) Protagonisten ist bei einer Tanzszene erreicht, in der sich Russo im durchsichtigen Kleid an Brosnan reibt wie eine Chemielehrerin, die die Tafel wischt.

„Stirb langsam“-Regisseur John McTiernan hat als müden Joker eine Nebenrolle mit Faye Dunaway besetzt, eben der Schauspielerin, die im Original die weibliche Hauptrolle veredelte. In der Neuverfilmung ist sie hin und wieder zusammenhanglos als Crowns Psychiaterin in dunklen Räumen geweichzeichnet. Die arme Frau hat bestimmt geweint bei der Premiere. Ansonsten setzt der Regisseur auf Action: Crown muss Segelfliegen, Windsurfen und was der Reichen-Sportarten mehr sind, all das, was Steve McQueen (damals ohne Stuntdouble) im Original auch machen durfte – nur, dass es bei McQueen aufregend dekadent wirkt und bei Brosnan nur yuppiesk. Alles andere, die teilweise spannend und ideenreich erzählte Story, die prächtige Innenausstattung der Museen, aus denen Crown sich bedient, oder Denis Leary als ermittelnder Polizeibeamter, ist gelungen oder zumindest berechtigt. Wenn nur Thomas Crown selbst nicht so ein Mann mit dem gewissen Garnichts wäre. „Die Thomas Crown Affäre“. Regie: John McTiernan. Mit Pierce Brosnan, Rene Russo, Denis Leary, USA 1999, 110 Min.

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