Gemeinnützige Arbeit muss auch bezahlt werden

■ Konferenz im Deutschen Architektur Zentrum in Mitte, zu der unter anderem die Heinrich-Böll-Stiftung und die taz geladen haben, fordert Aufwertung des „Dritten Sektors“

Mehr Anerkennung für den Dritten Sektor, eine Modernisierung des Gemeinnützigkeitsbegriffs, eine effektivere Kombination verschiedener Finanzierungsquellen und mehr marktwirtschaftliche Orientierung. Das sind die „Forderungen an die Politik“, die die Teilnehmer der Konferenz „Neue Arbeitsplätze im Dritten Sektor“ am Samstag in ihrer Abschlusserklärung formuliert haben.

Zu der Konferenz hatte die taz zusammen mit der Heinrich-Böll-Stiftung, der Bertelsmann Stiftung, der Bundesarbeitsgemeinschaft Arbeit und der Journalistenkoordination In Di Co 3 ins Deutsche Architektur Zentrum in Mitte eingeladen. Einen Tag lang diskutierten rund 50 Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gewerkschaften über die Zukunft des so genannten Dritten Sektors. Unter diesem Begriff sind am Gemeinwohl orientierte Vereine, Verbände, Genossenschaften und Stiftungen zusammengefasst. Charakteristisch ist ihre Finanzierung durch staatliche Förderung, mit Hilfe von Spenden und durch Verkauf ihrer Produkte und Dienstleistungen am Markt.

Umstritten blieb unter den Teilnehmern vor allem die „Glaubensfrage“: Soll der gemeinnützige Sektor durch mehr Geld vom Staat oder mehr Geld aus der Privatwirtschaft gefördert werden? Das heißt: Mehr ABM-Stellen, mehr befristete Projektstellen aus dem Steuertopf, aus den Kirchenkassen oder lieber „mit freundlicher Unterstützung von Opel und Krombacher“?

Während Unternehmensberater Roland Bickmann standesgemäß für „Innovationen“ und die „Abbildung der Wertschätzung von Arbeit in ökonomischen oder pseudoökonomischen Fakten“, plädierte, sprich: die Bezahlung nach Leistung am Markt, richtete Petra Bratzke vom Deutschen Gewerkschaftsbund ihre Forderung an den Staat, „die Arbeit zu bezahlen, die alle in Anspruch nehmen, aber keiner bezahlen will“.

Thea Dückert, Mitglied der Grünen im Bundestag, warnte hingegen vor einem „Trojanischen Pferd“: Unter dem Vorwand einer stärkeren Berücksichtigung des Dritten Sektors könne der Staat klammheimlich seinen Ausstieg aus der Arbeitsmarktpolitik auf dem „ersten Arbeitsmarkt“ einschmuggeln.

So heißt es denn auch in der gemeinsamen Abschlusserklärung, die Beschäftigung im gemeinnützigen Sektor wachse zwar schneller als in der traditionellen Wirtschaft, aber: „Der Dritte Sektor ist kein Reparaturbetrieb für Arbeitslosigkeit und darf von Staat und Wirtschaft nicht für ihre Zwecke instrumentalisiert werden.“ Katharina Koufen