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Deutschland – Finnland: Snapsi!

Wer hätte das zu hoffen gewagt: Deutschland gewinnt in der Hölle des Nordens 2:1 gegen Finnland. Und wie sich der krasse Außenseiter im Olympiastadion von Helsinki, wo ja normalerweise keine Fußballspiele, sondern Heavy-Metal-Konzerte lappländischer Aborigines-Kapellen stattfinden, wie sich diese junge Nachwuchstruppe um Lothar Matthäus gegen die Auswahl Finnlands, der wohl größten Fußballnation nördlich von Brasilien, behauptet hat, das kommt schon einem Wunder gleich. Finnland, gesegnet mit filigranen Technikern, durch die Bank geschmeidig wie ein 10 Jahre altes Schneebrett, aber auch hart – beinhart wie Lenkkimakkara, die legendäre undurchdringliche Saunawurst, geräuchert in den Aufguss-Schwaden von jungfräulich gepresstem Elchschweiß.

Wenn man dann noch bedenkt, dass die deutschen Spieler nicht nur gegen die finnischen Überfußballer, deren Namen jedem Liebhaber dieses Sports auf der Zunge zergehen, gegen die Jarkko Wiss, Mirkka Kottila und Harry Ylönen gewonnen haben, sondern auch gegen die gewaltigen Naturgewalten – in Finnland ist es ja immer stockdunkel, außer im kurzen Sommer, da ist es immer hell, sogar tagsüber –, dann kann man nur noch eins sagen: Donnerkieyl!

Die Gewöhnung an diese Zustände ist für sensible Mitteleuropäer wie Oliver Bierhoff, Oliver Neuville oder Oliver Babbel ungeheuer problematisch. Selbst für die Finnen, obwohl die dazu ja wesentlich mehr Zeit hatten. Streng genommen seit dem 12. Jahrhundert, als die feindlichen Schweden auf ihrem ersten Kreuzzug in Finnland einfielen, sich alles ankuckten, es für unbewohnbar erklärten, das Licht ausmachten und wieder abhauten.

In so einem Land gegen ungefähr 13 seiner insgesamt 198 Fußballer einen 2:1-Sieg zu verteidigen, das ist schon einen Kartoffel-Snapsi wert. Prosti!!!

Fritz Eckenga

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