■ Standbild: Großer Autor, kleine Heimat
„Mein Land, meine Liebe“, Fr. , 20.15 Uhr, Arte
Wenn das Fernsehen einen Schriftsteller besucht, dann gibt es oft ein Problem. Nicht nur der Schriftsteller, auch sein Werk soll im Fernsehen sprechen.
Wenn aber gerade eine Romanstelle zitiert wird, was soll der Schriftsteller dann machen? Eitel gucken? Nachdenklich durch den Garten spazieren? Das Fernsehen hilft ihm. Es sagt dem Schriftsteller: Mach einfach etwas, was in deinem Roman vorkommt. Dazu wird die entsprechende Stelle vorgelesen, das passt dann gut zusammen. Marianne Fredriksson, die schwedische Bestsellerautorin, fährt also mit der Fähre nach Stockholm und kauft Lachs. Eine der Frauen in „Hannas Töchter“ macht das nämlich auch. Einmal. Später redet sie noch mit einem Bootsbauer, weil ein Bootsbauer in ihrem Roman „Simon“ vorkommt: „Mit Marianne Fredriksson in Schweden“ hieß der erste Teil der Arte-Reihe „Mein Land, meine Liebe“. Sechsmal sollen so in einer halben Stunde jeweils ein europäischer Schriftsteller und sein „Kulturraum“ porträtiert werden: Benoite Groult und die Bretagne zum Beispiel, Robert Schneider und die Alpen oder Maarten 't Hart und Leiden. Die großen Bestsellerautoren und ihre kleinen Heimaten: Die Idee ist gut.
Doch wenn ein Mensch, sein Werk und ein Stück Land gleichzeitig ins Fernsehen sollen, wird es eng. Außer man denkt sich etwas Tolles aus. Das hat Filmemacher Stefan Pannen nicht gemacht. In seinem Fredriksson-Porträt (die Beiträge sind von verschiedenen Filmemachern gemacht) erfuhr man über die Schriftstellerin nichts und über ihr nur Werk das, was Marianne Fredriksson fürs Fernsehen vormachen konnte. Über den „Kulturraum Schweden“ allerdings hat Pannen etwas Interessantes herausgefunden: „Wenig geschieht in Schweden, ohne dass gesungen wird.“ Ach? Marianne Fredriksson muss auch das dem Fernsehen vormachen: Sie singt mit Gästen ein Lied. Ihre Bücher sind übrigens gar nicht schlecht. Kolja Mensing
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