: Der Spaß hat lange aufgehört
betr.: „Ohne Noten kommt man zu mehr Leistung“, taz vom 31. 8. 99
Als Schüler des Oberstufenkollegs erschien mir das Interview wie blanker Hohn. Am Oberstufenkolleg werden Bewerber seit über zwei Jahren bezüglich ihrer Eignung für den Besuch des „OS“ benotet, da man sich davon erhofft, das Verhältnis von Abschlüssen und Abbrüchen gegenüber Detmold zu verschönern. Einer der Gründe: es gäbe zu viele Bewerber. [...]
Die gelobte Selbstständigkeit spiegelt sich vor allem darin wider, dass im Kollegiatenrat nunmehr zwei Kollegiaten vertreten sind. Dort übrigens trifft man sehr freundliche Lehrer, die dafür sorgen, dass alles seine Ruhe hat, wo es an Verständnis fehlt. [...]
Der Spaß hat lange aufgehört. Schon in den 80ern standen Reformen an, die im Gegensatz zu den Grundideen des OS standen, was dazu führte, dass Lehrer wie Kollegiaten ihre Sachen hinschmissen und spontan eine Diskussionsveranstaltung auf die Beine stellten. Mittlerweile scheint alles durchgesetzt, wovon die CDU schon seit Jahren träumt – abgesehen von der Schließung.
Zum neuen Semester überdeckten ein paar Verzweifelte den Schriftzug „Kolleg“ am Eingang der Schule mit „Gymnasium“. Ja, Herr Asdonk, wir werden von der Gesellschaft beschissen. Ihre Schule hat sich, mit Fehlblockregelung, Einstellungstest und vorgegebenen Leistungsnachweisen hervorragend in sie zurückgegliedert.
Sven Michael Klose, Bielefeld
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