: Am Arbeitsmarkt bewegt sich nur Ost-West-Gefälle
■ Arbeitslosenzahl sinkt kaum. DGB: Trend zum gespaltenen Arbeitsmarkt stoppen
Nürnberg (dpa/AP) – Der Kampf gegen die Massenarbeitslosigkeit trägt noch immer keine Früchte. Wie die Bundesanstalt für Arbeit gestern mitteilte, ging die Zahl der Arbeitslosen im August bundesweit leicht um rund 3.400 auf etwa 4,023 Millionen zurück. Im Osten war aber erneut ein Anstieg zu verzeichnen. Die Arbeitslosenquote blieb binnen Monatsfrist unverändert bei 10,3 Prozent. Der Präsident der Bundesanstalt, Bernhard Jagoda, sagte, eine durchgreifende Besserung sei kurzfristig nicht zu erwarten. Für Jagoda ist allerdings der September der „Monat der Wahrheit“, und er hofft auf Grund der typischen Herbstbelebung des Arbeitsmarktes für den laufenden Monat, „dass wir die vier Millionen gut unterschreiten werden.“ Im Jahresdurchschnitt 1999 rechnet er mit 4,1 Millionen Arbeitslosen.
Im August waren im alten Bundesgebiet 2.677.600 Menschen arbeitslos. Die Quote betrug hier 8,5 Prozent. In den neuen Bundesländern stieg die Arbeitslosigkeit um knapp 11.000 Personen auf etwa 1.346.200 oder 17,6 Prozent.
Angesichts der Augustzahlen forderte der DGB die Bundesregierung auf, den Trend zum gespaltenen Arbeitsmarkt in Deutschland zu stoppen. Die aktive Arbeitsmarktpolitik müsse auf hohem Niveau bleiben. „Ein höheres Wirtschaftswachstum ist der beste Aufbau Ost“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Heinz Putzhammer. Das schwache Wirtschaftswachstum behindere eine Entspannung am Arbeitsmarkt. Gefragt sei somit eine Stärkung der Wachstumskräfte. Besorgt äußerte sich auch die DAG-Vizevorsitzende Ursula Konitzer: „Während sich in Westdeutschland für den Herbst zumindest eine leichte konjunkturelle Entlastung abzeichnet, stellt sich die Entwicklung in Ostdeutschland weiterhin düster dar“, kommentierte sie.
Grüne und ÖTV haben ebenfalls feste Perspektiven für die Angleichung der Lebens- und Arbeitsbedingungen zwischen alten und neuen Bundesländern angemahnt. Die Schließung der „Gerechtigkeitslücke“ müsse in einem absehbaren Zeitraum erfolgen, argumentierten Grünen- Sprecherin Gunda Röstel und ÖTV-Chef Herbert Mai gestern. Sicherheit und Perspektiven stünden nicht im Widerspruch zur Spardebatte.
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