: Prozess im Eimer
■ Scientology zaubert Akten weg
Marseille (AFP) – Unter mysteriösen Umständen sind in Marseille Ermittlungsakten gegen die Scientology-Organisation vernichtet worden. Wie die Justizbehörden der südfranzösischen Stadt gestern mitteilten, wurden die Dokumente Ende 1998 versehentlich mit anderen, zur Vernichtung bestimmten Akten vermengt. Insgesamt seien dabei 3,5 Tonnen zerstört worden. Eine mutwillige Zerstörung sei jedoch ausgeschlossen. Justizministerin Elisabeth Guigou sprach dennoch von einem „schwerwiegenden Ereignis“ und kündigte eine Untersuchung an. Die Akten waren für einen Prozess gegen sieben Mitglieder der Marseiller Scientologen bestimmt. Die sollten sich in rund zwei Wochen wegen „Betrugs, unerlaubter Ausübung des Arztberufes und vorsätzlicher Gewalt“ vor Gericht verantworten. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft von Marseille wird der Prozess durch die verschwundenen Akten nicht in Frage gestellt. Die vernichteten Aktenstücke seien für das Verfahren nicht herangezogen worden. Das französische Komitee zum Kampf gegen Sekten (MILS) äußerte jedoch den Verdacht, Komplizen der Scientology-Organisation hätten die Vernichtung der Akten organisiert. Bereits im Oktober 1998 waren in Paris Scientology-Akten unter ungeklärten Umständen verschwunden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen