■ Soundcheck
: Edwyn Collins

Gehört: Edwyn Collins. Es ging kaum plumper. „Das nächste Stück ist von meiner zweitliebsten Band nach der Kelly Family“, hatte Edwyn Collins am Sonntag abend in der ausverkauften Markthalle schnell ein paar Lacher gefunden, ehe der ehemalige Orange Juice-Sänger verriet, wer bei ihm mit oben rangiert: Ace Of Base. Natürlich kam dann nichts dergleichen, sondern mit „Bridge“ ein OJ-Klassiker der verschrobeneren Sorte. Die meisten Zuschauer hatten die 84er-Single vermutlich zuvor noch nie gehört. Gerade deshalb war der Witz auch so unglaublich mißlungen, weil billig und nicht einmal Trash. Einem Blinden die Beine wegzuziehen besitzt keine bubenhafte Frechheit.

Verwunderlich war, enttäuschend auch, wie uncool der stilsichere Schotte da agierte. Dem galanten Tollenträger schien es peinlich zu sein, vor so vielen Leuten auftreten zu müssen, die nur einer Sache wegen gekommen waren und sich für sein Rest-Ouevre nicht interessieren und vor allem nie werden: Die neuen Ich-kenne-nur-ein-Stück-Fans, wollten „A Girl Like You“ hören – möglichst wie im Radio. Collins tat ihnen den Gefallen nicht. Bockig destruierte der Mittdreißiger seinen Hit, nicht, um den durchschnittlichen Song zu echter Größe zu treiben. Der schwer Gekränkte wollte nur noch eines, so wie er es schon 1982 auf der Rip It Up-LP offenbart hatte: „I'll come to spoil your party with my punky sneer“. Es gibt souveränere Arten, Verachtung zu zeigen. cleg