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„Gas geben“

■ Atomausstieg: Regenbogen ungeduldig, Umweltsenator setzt auf Experten-Hearing

Die Botschaft höre er gerne, sagt Lutz Jobs, Energieexperte des Regenbogen. Die Aussage des grünen Umweltsenators Alexander Porschke am Samstag im taz-Interview, er halte es für „denkbar“, dass die Stillegung des AKW Stade in den Berliner Konsensgesprächen „noch in diesem Jahr beschlossen wird“, trifft bei Jobs dennoch auf Stirnrunzeln.

Der Verweis auf die Bundesebene nähre bei ihm den Verdacht, dass die Stadt Hamburg „nicht massiv und zügig genug“ bei den Hamburgischen Electricitätswerken (HEW) auf die Abschaltung ihrer Atomreaktoren dränge. Jobs fordert deshalb in einem Bürgerschaftsantrag, dass der Senat in den von Porschke für den Herbst angekündigten neuerlichen Verhandlungen mit den HEW über den Atomausstieg „Gas gibt“.

Eine Formulierung nicht ohne Hintergedanken: Am 27. September will Porschke auf einer Anhörung Experten über ein Gutachten zur „Wirtschaftlichkeit der HEW-Kernkraftwerke“ diskutieren lassen. In dieser im Juli vorgelegten Studie im Auftrag der Umweltbehörde war nachgewiesen worden, dass moderne Gas- und Dampfturbinenkraftwerke (GuD) günstiger Strom erzeugen können als die HEW-Reaktoren Stade, Brunsbüttel und unter bestimmten Voraussetzungen auch Krümmel.

Der momentane Preiskampf auf dem Energiemarkt wird allerdings mit den reichlich vorhandenen Überkapazitäten geführt. Das habe unter anderem zur Folge, wendet deshalb Porschke ein, dass wegen der Unsicherheiten der Konzerne über die künftige Nachfrage deren Neigung zu „langfristigen Entscheidungen, insbesondere in neue Kraftwerke, zur Zeit leider sehr gering“ sei.

Weitere Erkenntnisse erhofft Porschke sich deshalb von der Expertenanhörung. Die wirtschaftliche Abwägung zwischen dem Weiterbetrieb der AKWs und dem Bau von GuD-Kraftwerken hält er „für wesentlich“. Diese Diskussion, glaubt er, werde „aufschlussreich“ werden. Sven-Michael Veit

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