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■ Unersetzlicher Verlust!

„Wir sind bis 15. 9. 1999 geschlossen“: Das ist nicht etwa die Wochenlosung der SPD nach den Wahlen in Thüringen und Nordrhein-Westfalen, sondern mein Lieblingssommerurlaubsschild – gesehen an einer Pizzeria. Nicht nur vorübergehend, sondern für immer geschlossen wird demnächst die „Praxis Ost-Leid“ der Frau Dr. Regine Hildebrandt. Einer Praxisgemeinschaft mit den „Arschlöchern von der CDU“ mag die Erste Sozialtherapeutin Brandenburgs nicht angehören, teilte sie der Öffentlichkeit gewohnt behutsam mit: „Leute, das kann ich nicht.“

Traurich, traurich, traurich, würde der alte Theo Lingen jetzt näseln und hätte vollkommen recht. Wir werden sie vermissen: die „Stille des Ostens“, die zarte Rose der Mark. Was wird nach ihr kommen? Eine laute, grobe Frau aus einer neuen Politikergeneration wird ihre Stelle einnehmen und statt zu handeln mit Berliner Kodderschnauze stets sagen, was sie denkt: nichts. „Beratungsresistent“ wird sie jeden Kritiker mit einer Kanonade von Peinlichkeiten niederwalzen, ja ihren Gegnern den „Knüppel“ androhen, um als „Stimme der Schwachen und Entrechteten“ oder „Mutter Courage des Ostens“ gefeiert zu werden. Im Wahlkampf wird die Neue sogar soweit gehen zu behaupten, die „schmierigen Kampagnen“ der Opposition gegen ihre Mitarbeiter haben sie krank gemacht, sie sei „seelenverletzt“. Um schließlich dennoch für die gute Sache ihre Krankheit zu besiegen – wie beinah die CDU.

Statt sanfter Politik gibt's Wind von vorn. An den Leid-Interessen des Ostens wird rücksichtslos vorbeiregiert. Ohne die linde Regine, die ihr Heil in der Datsche sucht. Das „Ende einer großen Politikerin“, schließt der traurig der Berliner Tagesspiegel seinen bewegenden Nachruf. Mit der Überschrift „Unersetzlicher Verlust!“ setzen wir noch einen drauf. Michael Ringel

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