: Aus All und Arterie
Mikro- und Makrokosmos zwischen Wissenschaft und Kunst – eine Geo-Ausstellung ■ Von Jochen Brandt
Langsam schiebt sich die „Nautilus“ durch die Höhlenlandschaft unter dem Meer. Die Schiffsschraube läuft auf Hochtouren, vorsichtig zieht das U-Boot an den felsigen Kanten der Grotte vorbei. Eine Szenerie wie aus einem Roman von Jules Verne haben Oliver Meckes und Nicole Otlawa fotografiert. Nur zeigt ihr mit dem Elektronenmikroskop aufgenommenes Bild weder U-Boot noch Unterwasserwelt. Das winzige Schiffchen ist keinen Millimeter groß, und es schwebt durch eine menschliche Arterie.
„Wissenschaft und Kunst sind keine voneinander getrennten Elemente“, sagte Ruth Eichhorn, Leiterin der Fotoredaktion beim Hamburger Monatsmagazin GEO ges-tern im Foyer des Verlagshauses von Gruner+Jahr. Unter dem Titel „Die unendliche Reise“ beginnt dort heute eine Ausstellung zur Wissenschaftsfotografie.
Die Weltraum-Bilder von David Malin habe sie in einer New Yorker Galerie entdeckt, erzählt Eichhorn. „Seine Arbeit als wissenschaftlicher Fotograf war mir bekannt. Aber in der Galerie am Broadway wurden die Bilder als Kunstwerke ausgestellt.“
„Künstler und Wissenschaftler sind einander sehr ähnlich“ – der Astronom und Fotograf Malin mag es gern philosophisch. „Wer sich mit der Astronomie beschäftigt“, sagt der weißbärtige Australier, „kommt um die grundlegenden Dinge nicht herum“. Wo kommen wir her, wo gehen wir hin – auch zu diesen Fragen sollen seine Bilder inspirieren.
Wochenlang arbeitet Malin an seinen Fotografien. Das Resultat sind fantastisch anmutende Bilder von fernen Galaxien. Spiralförmige Sonnensysteme hat der Australier ebenso geknipst wie eine explodierende Sonne. Er zeigt auf das farbenprächtige Bild: „So wird das Ende unserer Erde aussehen – in 400 Millionen Jahren.“
Mit seinen Ausstellungen und Bildbänden will der Australier vor allem Laien für die Astronomie erwärmen. Wissenschaftler nutzen seine Bilder schon seit Jahren. „Meine Mappe ist dünn. In den 25 Jahren habe ich nur rund 180 Bilder gemacht.“ Nun will der Professor vom Anglo-Australian Observatory auch die ästhetische Seite seiner Fotografien in den Vordergrund stellen. „Sie zeigen uns Ansichten der natürlichen Welt, die wir niemals sehen“, orakelt David Malin. „Aber sie sind dennoch real.“
Die Ausstellung im Foyer des Verlagshauses von Gruner+Jahr, Baumwall 11, läuft noch bis zum 8. Oktober. Die Fotografien sind täglich von 10 bis 18 Uhr, mittwochs von 10 bis 20 Uhr, zu besichtigen. Parallel zur Ausstellung ist das GEO-Buch „Die unendliche Reise“ erschienen. Der Bildband hat rund 550 Abbildungen und kostet 98 Mark.
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