: Antworten auf Letzte Fragen
Woher weiß man, ob jemand der Richtige oder die Richtige ist? (11. 9. 99)
Wenn man Elias Alder aus dem Film „Schlafes Bruder“ trauen darf (und ich traue ihm), dann spürt man den oder die Richtige(n) daran, dass deren/dessen Herz mit dem eigenen in ein und demselben Rhythmus schlägt. Angesicht der Urbanisierung in unserer industrialisierten Gesellschaft ist es zwar schwieriger geworden, darauf zu hören; es funktioniert gleichwohl noch, wie ich aus eigener Erfahrung weiß – im Zweifelsfalle sollte frau/man sich eng an die Brust der/des Geliebten kuscheln, um dem Herzschlag nachzulauschen! Sabine Teubner,Magdeburg
Das weiß man ganz einfach, sobald man dem Richtigen oder der Richtigen die Kleider vom Leib gerissen hat und sieht, wo der Richtige oder die Richtige wie bestückt ist. Simone Giesen, Düsseldorf
Kann Klugscheißerei produktiv sein? (11. 9. 99)
In Zeiten der Infragestellung von Kunstdüngung und der Wiederentdeckung natürlicher Anbaumethoden in der Landwirtschaft rückt auch die gezielte Naturdüngung wieder in den Vordergrund. Gerade kleinere und mittlere Bio-Bauernhöfe, die ihre Produkte auf Eigenerzeugermärkten oder durch Direktabnahme zum Verkauf anbieten, verweisen vermehrt auf die gezielte Naturdüngung, die in der Regel durch den Bauern selbst klug und punktgenau durchgeführt wird. Aufkommender Kritik an der Methode begegnete der Bio-Bauernverband mit der alten Bauernregel: „Scheißt der Bauer klug aufs Feld, stinkt nur das Feld und nicht das Geld!“ Gerhard Drexel, Berlin
Klugscheißerei hat möglicherweise wohl dosiert den Effekt, zum Denken anzuregen und in Einzelfällen überzeugend zu wirken. Alles in allem ist der Effekt jedoch situationsabhängig. So kann zum Beispielwillkürliche Klugscheißerei (korinthenkackender Paragrafenreiter auf Beamtenebene) schon ziemlich nervig und extrem ärgerlich sein, dadurch eher den gegenteiligen Effekt des kontraproduktiven, unwillkürlichen Widerspruchs hervorrufen.
Bertolt Monk, Hamburg
Wie viel ist eine schöne Stange Geld? (11. 9. 99)
So viel, dass ich mir ruhig die Zeit nehmen kann, mir unproduktive Klugscheißereien anzuhören (und der Rest reicht dann noch dicke für den Therapeuten hinterher).
Peter Woltersdorf, Berlin
Keine Ahnung, hab noch nie eine Stange Geld gehabt ...
Melle Lahmer, Siegen
Meine Frau sagt: Mehrere Kilo Mark. Ja, das hat sie gesagt.
Hergen Schultze, Göttingen
Warum tragen Rentner immer nur khakifarbene, beige oder grisselgraue Klamotten? (4. 9. 99)
Am 11./12. September antwortete Peter Schäfer auf die Frage, warum Rentner immer nur Khaki, Beige oder Grisselgrau tragen, mit der Gegenfrage, „warum heute eigentlich junge Menschen mit Vorliebe Dunkel tragen.“ Hierzu ist darauf hinzuweisen, dass junge Menschen – zumindest nach empirischen Stichproben in der jugendlichen hiesigen Fußgängerzone und den entsprechenden Abteilungen der Kaufhäuser – heute mit Vorliebe Khaki, Beige oder Grisselgrau (teilweise sogar Grisselgrau-Metallic) tragen. Insofern scheinen sich hier ganz neue Dilemmata in Bezug auf die Rentenfrage und den Generationenvertrag aufzutun. Till Westermayer,
Freiburg
Warum sagen einige Menschen in bestimmten Situationen „Das kannst du halten wie ein Dachdecker?“ (11. 9. 99)
Die Redewendung stellt nur ein verkürztes übrig gebliebenes Restzitat dar. Ausgehend von der Standardredewendung „Das kannst du halten, wie du möchtest“ und mit der Doppelbedeutung von „halten“ spielend, ging der vollständige Dialog z. B. folgendermaßen: „Wie soll ich das tun?“ – „Das kannst Du halten, wie ein Dachdecker!“ – „Wie hat der es gehalten?“ – „Der hat sich nicht gehalten und ist vom Dach gefallen!“ Dann hat man gelacht. Dass dabei ein Dachdecker ins Spiel genommen wurde, der vom Dach fiel, dürfte lediglich der Suche nach einem ikonografischen Bild eines schrecklichen Unfalls gedient haben, das durch seine Dramatik die für einen Witz notwendige Fallhöhe zur harmlosen Einleitung „Das kannst du halten wie ein Dachdecker!“ herzustellen vermochte.
Gerhard Drexel, Berlin
Warum ist bei Rolltreppen das Geländer immer schneller als die Treppe? (4. 9. 99)
Der Handlauf will uns sagen: „Schaut, so schnell kann's gehen.“ Die Leute wundern sich aber und bleiben stehen, und zwar leider auch links. Deshalb stellen kluge Rolltreppenbesitzer seit wenigen Jahrzehnten lieber Schilder auf: „Rechts stehen, links gehen.“ Dass die Handläufe auch dort immer noch schneller sind, hängt sicher mit der Langsamkeit der Sprachentwicklung zusammen.
Joachim Fildhaut, Würzburg
Kraft ist gleich Masse mal Beschleunigung. Daraus folgt: Beschleunigung ist gleich Kraft durch Masse. Das heißt, je größer die Masse, desto kleiner die Beschleunigung. Auf der Treppe lastet das Gewicht der Person, auf dem Geländer nur das der Hand. Wenn zum Beispiel eine Person 75 kg wiegt, fällt davon vielleicht 1 kg auf die Hand. Dann ergibt sich aber eine allerletzte Frage: Warum ist das Geländer nicht 74-mal so schnell wie die Treppe?
Wenn die Erbauer der Rolltreppe das berücksichtigt haben und die Treppe mit einer größeren Kraft betreiben als das Geländer, können sie natürlich nur vom Durchschnitt ausgehen. Das heißt, bei einem schweren Körper mit zierlichen Händen ist das Geländer natürlich schneller. Bei einem leichten Körper mit schweren Pranken könnte es vorkommen, dass das Geländer langsamer ist als die Treppe, und dann sollte man lieber die Hand loslassen.
Christa Wolf, Rodgau
Warum verlaufen die Streifen bei Krawatten immer von links unten nach rechts oben? (28. 8. 99)
Weil Krawatten natürlich nur von Aufsteigern getragen werden und die Streifen das anschaulich symbolisieren. Absteiger tragen Streifenpullis und wollen damit sagen, dass ihnen das alles gar nichts ausmacht. Katharina Schwietering, Barmstedt
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