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Heil dir, Bavaria

Die beiden Chöre von Astra und Holsten brachten Ortwin Runde als Dank ein Ständchen  ■ Von Eberhard Spohd

Zunächst nahmen die Sängerinnen und Sänger im Rathaushof Aufstellung. Dann scharten sich die Touristen, die den neugestalteten Innenhof des Hamburger Parlamentsgebäudes begutachten wollten, um die MusikerInnen, hocherfreut, dass endlich ein wenig Lebendigkeit auf ihre Urlaubsfotos kam. Zu guter Letzt wurde der Hygienia-Brunnen abgestellt, auf dass das Plätschern den Vortrag nicht störe. Als diese Vorbereitungen getroffen waren, gesellte sich auch der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Ortwin Runde, hinzu.

Gleich zwei Chöre dankten gestern dem Stadtoberhaupt für seinen Einsatz, die Arbeitsplätze in der Bavaria-Brauerei zu erhalten. Einstimmig mit seinem Vorgänger Henning Voscherau sorgte Runde dafür, dass der Standort St. Pauli gerettet wurde und dort weiterhin Bier hergestellt wird. Darum schmetterten die „Holsten Edelsänger“ und der Astra-Chor „Hopfen und Malz“ ihrem Retter was vor, begleitet vom Akkordeonisten Wolfgang Rönne.

Mit „Hallo, hier Hamburg“ startete der nach den Bestandteilen des Gerstensafts benannte Männergesangsverein, und die Edelsänger, ein gemischter Chor aus Holsten-Mitarbeitern und deren Frauen, gaben ihr „Lieder so schön wie der Norden“ zum Besten. Zum Abschluss brachten beide Chöre gemeinsam den Klassiker zur Aufführung: Bei „Stadt Hamburg in der Elbe Auen“ trat auch der Bürgermeister in den Sangeskreis, um bei „Heil dir Hammonia“ seine Stimme beizusteuern.

Dabei zeigte sich der Würdenträger erstaunlich textsicher, einzig bei der dritten Strophe wurde er stutzig. Kein Wunder, war sie doch auf ihn umgedichtet worden. „Der Becher kreis' für Ortwin Runde/Und es erschall' aus Herz und Munde:/'Gott wolle ferneres Gedeihn/Der teuren Vaterstadt verleihn.'“ Der so Geehrte bedankte sich artig und erkannte auch schnell den Grund für all die freudigen Brauersgesichter: „Das liegt wohl auch daran, dass in diesem Sommer soviel Bier getrunken wurde.“

Im Anschluss an diese schöne Aufführung gab Runde der anwesenden Journalistenschar noch artig einige Interviews. Wie denn wohl seine persönliche Halbzeitbilanz ausfalle nach zwei Jahren rot-grüner Regierung und wie er sich die Zukunft der Stadt vorstelle. Beim nachfolgenden Redefluß nach dem Motto „Alles solide“ beschlichen den geneigten Zuhörer dann doch defätistische Gedanken. Ob die Chöre nicht doch noch etwas länger hätten singen können. Oder ob man den Brunnen nicht wieder anwerfen könnte. Der plätscherte angenehmer.

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