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Kongo entzweit Uganda und Ruanda

■ Untersuchungsbericht zu den Kämpfen zwischen beiden Ländern im August gibt Uganda die Schuld. Nun herrscht Eiszeit

Kampala/Berlin (taz) – Die Spannungen zwischen Uganda und Ruanda drohen zum Krieg zu eskalieren. Seit der Veröffentlichung eines Untersuchungsberichts zu Kämpfen zwischen beiden Ländern im August fliegen die Fetzen.

Mitte August hatten Uganda und Ruanda, die eigentlich im Kongo gemeinsam Rebellen gegen die Regierung von Laurent Kabila unterstützen, vier Tage lang um die Kontrolle der Millionenstadt Kisangani gekämpft, in der sie rivalisierende Rebellengruppen unterstützten. Die Schlacht um Kisangani endete mit einem ruandischen Sieg, aber um das Verhältnis zwischen beiden Ländern nicht weiter zu belasten, vereinbarten die beiden Armeen eine gemeinsame Untersuchung. Der jetzt bekannt gewordene Untersuchungsbericht gibt nun Ugandas Generalstabschef James Kazini die Hauptschuld.

Der Ausbruch der Kämpfe wird auf Kazinis Haltung gegenüber der von Ruanda unterstützten Fraktion der kongolesischen Rebellenbewegung RCD (Kongolesische Sammlung für Demokratie), der sogenannten RCD-Goma, zurückgeführt. Kazini habe befohlen, „alle Soldaten der RCD-Goma zu verhaften“ sowie größere Mengen ugandischer Soldaten Stellung in Kisangani beziehen lassen. Ruanda habe darauf mit einer eigenen Truppenverstärkung geantwortet. Für den Ausbruch der Kämpfe selber wird festgehalten, dass sich beide Seiten gegenseitig verantwortlich machen.

Der Bericht sagt, grundlegende Ursache des Konflikts sei die Nichteinhaltung von Vereinbarungen zur Zusammenarbeit zwischen Uganda und Ruanda – vor allem, dass es kein gemeinsames Kommando der beiden Armeen gebe. Dies hatte Uganda entgegen dem Wunsch Ruandas letztes Jahr abgelehnt. Weiter sei „Einmischung in administrative und kommerzielle Angelegenheiten seitens hoher Kommandeure“ ein Problem. Dies entspricht einem Vorwurf, den Ruanda schon öfters gegenüber Uganda im Kongo erhoben hat.

Der Bericht hat also Ruanda und Uganda weiter voneinander entfernt. Ruandas Regierung ist mit dem Bericht zufrieden, Uganda nicht. Ruanda machte den Bericht öffentlich, während Uganda ihn vertraulich behandelt sehen wollte. Am vergangenen Donnerstag enthüllte Ruandas Vizepräsident und Militärführer Paul Kagame Details des Berichts dem ruandischen Parlament – entgegen einer vorherigen Absprache mit Uganda.

Dieser Schritt hat Uganda weiter verärgert. Auf einem Treffen von Ugandas Armeeführung im ugandischen Präsidentenpalast soll Besorgnis darüber geäußert worden sein, dass die Armeen beider Länder nun nie mehr zusammenarbeiten könnten. Öffentlich wurde nach dem Treffen die Empfehlung ausgesprochen, eine neue Untersuchung anzustellen. In ugandischen Zeitungen wird jetzt sogar berichtet, Uganda und Ruanda überlegten, im jeweils anderen Land regierungsfeindliche Rebellen zu unterstützt. Ugandas Verteidigungsministerium sah sich genötigt, dies zu Wochenbeginn zu dementieren. Levi Ochieng

Dominic Johnson

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