Die Menschheit wächst jedes Jahr um 78 Millionen Köpfe

■ Bericht der UNO sieht weiter anwachsende Weltbevölkerung und Defizite beim eigenen Aktionsplan

Berlin (taz) – Bildung für Frauen und der ungehinderte Zugang zu Verhütungsmitteln könnten das Wachstum der Menschheit rechtzeitig bremsen, so der gestern in Berlin und London vorgelegte Bericht des UN-Bevölkerungsfonds UNFPA (www.unfpa.org). Den Sprung in das 21. Jahrhundert wird die Erde aber auf jeden Fall mit mehr als sechs Milliarden Menschen machen. Derzeit wächst die Menschheit um 78 Millionen Köpfe pro Jahr. Für die nächsten Jahre ist ein Ende des Bevölkerungswachstums nicht abzusehen. Heerscharen von Arbeitslosen, verslumte Megastädte und ein härter werdender Wettbewerb der Nationen um Ressourcen werden als riesige Probleme eingeschätzt. Seit 1960 hat sich beispielsweise die globale Waldfläche halbiert, wobei Schätzungen davon ausgehen, dass zwei Drittel der Entwaldung bevölkerungsbedingt sind.

Ungeachtet dieser trüben Visionen hat die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) darauf hingewiesen, dass in den vergangenen Jahren auch wichtige Erfolge bei der Eindämmung des Bevölkerungswachstums erzielt worden seien. In fast allen Regionen der Erde sind die Geburten rückläufig – das heißt, die Zahl der Menschen steigt weiter, aber sie steigt nicht immer schneller. In Europa schrumpft die Bevölkerung in den meisten Ländern sogar.

Die Hannoveraner Stiftung zog bei der Vorstellung des UN-Bevölkerungsberichtes jedoch auch eine ernüchternde Bilanz über die Durchsetzung des UN-Aktionsplans aus dem Jahr 1994 zur Besserstellung von Frauen. Über 350 Millionen – fast ein Drittel aller Frauen im gebärfähigen Alter in den Entwicklungsländern – haben keinen Zugang zu Verhütungsmitteln. Von den weltweit 175 Millionen Schwangerschaften jährlich sind etwa die Hälfte ungewollt, schätzt daher die DSW. Und jedes Jahr stürben über 585.000 Frauen an Komplikationen während Schwangerschaft und Geburt – überwiegend in Entwicklungsländern.

Patrick Schmelzer

Bericht Seite 9