Kutips zum Wochenend

Selbst die BILD, für ihr Feuilleton nicht eben berühmt, füllte bereits vor Wochen ihre Titelseite mit großen Artikeln über Stanley Kubricks letzten Film Eyes wide shut. Von Pornografie war die Rede, davon dass die HauptdarstellerInnen Tom Cruise und Nicole Kidman „es“ richtig gemacht haben. Und dass überhaupt der ganze Streifen ein einziges wüstes Hin- und Hergebumse sei, vor dessen Anblick die zart besaiteten US-AmerikanerInnen per Zensur geschützt werden mussten. Huihuihui!

Nun, nach Wochen der Enthüllungsstorys, kommt es. Wie es kommen musste. Jene Zeitungen, die für ihr Feuilleton berühmt sind, veröffentlichten am laufenden Band Rezensionen, in denen enttäuschte KritikerInnen ihre Enttäuschung über enttäuschend wenig Nacktszenen in diesem überhaupt enttäuschend unpornografischen Film kund tun. – Wie nennt man sowas eigentlich? Du schreibst hui, ich danach pfui? Coitus interruptus? The big Medienbeschiss?

Es gäbe Grund, an dieser Stelle eine fundierte, philosophisch angereicherte Zivilisationskritik samt Abgesang auf die Mechanismen der Kulturindustrie inklusive pessimistischsten Prognosen für die Zukunft der globalisierten Welt auszubreiten. Ein kleiner Sloterdijk-Schlenker ließe sich problemlos integrieren. Allein: Wir lassen's lieber. Denn wir haben über unseren New Yorker Sonderkorrespondenten Til M. den bislang geheim gehaltenen Director's XXX-Cut von „Eyes wide shut“ zugespielt bekommen.

Was sollen wir sagen? Voll Porno! Da wird beigeschlafen, dass sich die Matratze biegt. Tom Cruise oben, Nicole Kidman unten. Dann wieder Cruise unten, Kidman oben. Dazu Stellungen wie 69, 96, 100-31, 17+4 sowie die berüchtigte „Wir rammeln uns fit fürs Sparpaket“-Nummer im Rentner-Look. Einfach unglaublich.

Sie werden verstehen, dass wir uns mit diesen Bildern im hochroten Kopf unmöglich auf das kulturelle Angebot in dieser Stadt konzentrieren können. Statt dessen kopieren wir die Kubrick-Kassette, was die Recorder hergeben. Und legen sie den AbonnentInnen in der kommenden Woche als kostenlose Beilage in den Briefkasten. Womit ganz nebenbei bewiesen wäre, dass ein taz-Abo eine in jeder Hinsicht lohnende Investition ist. taz