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UNO zensiert Text von Salman Rushdie

■ Bevölkerungfonds mochte Beitrag des Autors über religiösen Fundamentalismus nicht

Amsterdam (dpa) – Die Vereinten Nationen haben nach Angaben eines niederländischen Verlages versucht, einen Text des britischen Schriftstellers Salman Rushdie zu zensieren. Dies erklärte der Herausgeber Joost Nijsen vom Verlag Podium gestern in Amsterdam. Rushdie, wegen seiner „Satanischen Verse“ von islamischen Fundamentalisten jahrelang verfolgt, hatte einen Beitrag für den Sammelband „Briefe für den sechsmilliardsten Weltbürger“ geschrieben. Die Vereinten Nationen hätten nach Lektüre des Textes verlangt, dass einige Passagen gestrichen werden sollten. Als der Herausgeber sich weigerte, habe sich die UNO von dem Buch distanziert und das bereits geschriebene Vorwort von Generalsekretär Kofi Annan zurückgezogen.

In den umstrittenen Textpassagen warnt der Autor, dessen Tod vom iranischen Ajatollah Chomeini gefordert worden war, vor Gefahren durch die Religion. „Die echten Religionskriege sind die Kriege, die Religionen gegen einfache Bürger in ihrem Einflussgebiet anzetteln. Es sind Kriege der Frommen gegen die vorwiegend wehrlosen Bürger. Amerikanische Fundamentalisten gegen Abtreibungsärzte, iranische Mullahs gegen die jüdische Minderheit in ihrem Land, Hindu-Fundamentalisten in Bombay gegen die immer ängstlicher werdenden Muslime in ihrer Stadt.“

Das Buch enthält Texte von zwölf international bekannten Schriftstellern. Mitherausgeber ist die Hilversumer Stiftung für Weltbevölkerung, die dafür vom UN-Bevölkerungsfonds Geld erhielt. Der Bevölkerungsfonds hatte die Streichung der Passagen verlangt, erklärte Nijsen. Von weitergehenden Maßnahmen sagte er nichts.

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