Kommentar: Die Katzbuckler
■ Warum der Hamburger Senat sich von Airbus zum Diktat bitten lassen muss
Neusprech ist schon ein gar merkwürdiges Idiom. Requirements nennen jetzt Politiker, was vorsichtige Juristen als Anfangsverdacht auf Nötigung bezeichnen würden. Journalisten sind da schlichter: Jenseits aller Sprachverrenkungen nennen sie Erpressung Erpressung.
Dass der Senat sich von Airbus erneut widerspruchslos zum Diktat bitten lässt, ist zwangsläufig. Andernfalls würde Hamburg das Buhlen um den A3XX verloren geben. Dazu aber wurde bereits viel zu viel in vorauseilendem Gehorsam investiert, politisch wie ökonomisch. Wer abermaliges Katzbuckeln für neue Servilität hält, beweist lediglich Naivität.
Zu lange schon kriechen die Sozialdemokraten vor dem mit einer unbestimmten Anzahl von Arbeitsplätzen winkenden Konzern rückgratlos zu Kreuze. Die plötzliche Wiederentdeckung des aufrechten Ganges würde nur zu einem Bandscheibenvorfall führen. Und die Grünen haben bereits so lange mit den Zähnen geknirscht, dass sie eh nicht mehr kraftvoll zubeißen könnten, so sie es denn wollten.
Das Perfide ist nur, dass diese dem Wachstumsfetischismus der Wirtschaftswunderjahre nachhängende Regierung verlieren wird. Kommt der Airbus nach Finkenwerder, werden nach dem allgemein bekannten ersten Lehrsatz der Standorttheorie weit weniger Arbeitsplätze entstehen als vage angedeutet worden waren.
Erhält Hamburg aber nicht den Zuschlag für den A3XX, hat Rot-Grün ein anderes Problem: Die Suche nach einer Gelegenheit, sich noch lächerlicher zu machen, wird vergebens sein.
Sven-Michael Veit
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