■ Mit dem Internethandel auf Du und Du
: Amazon will alle

Berölin (taz) – „Die weltgrößte Auswahl wird noch größer!“, jubilierte Amazon.com gestern auf ihrer World-Wide-Web-Homepage. Denn der hochgejubelte US-amerikanische Internetversender sieht sich seinem Ziel wieder ein Stück näher gerückt: die bedeutendste Schaltstelle im elektronischen Handel mit Konsumgütern zu werden.

Amazon.com startete 1995 als Buchversand über das Internet und weitete sein Programm schnell aus, vor allem auf den Vertrieb von Musik-CDs, Spielzeug oder Online-Versteigerungen. In Konkurrenz zu den traditionellen Vertriebswegen wie Buchläden kann dort jeder Bücher ordern – mit einem mehr oder weniger hohen Rabatt, weil Amazon ja keine Geschäfte vor Ort mieten muss und deshalb billiger anbieten kann.

Seit gestern gibt es die „zShops“. Damit kann jeder innerhalb der vielbesuchten Websites von Amazon als Internet-Versandhändler auftreten. Angeboten wird außer Waffen und lebenden Tieren, so das Unternehmen. Die Vorteile sollen auf beiden Seiten liegen: Wer etwas über das Internet verkaufen will, muss sich nicht mehr für viel Geld bekannt machen, denn Amazon hat ja schon 12 Millionen Kunden. Und Amazon spart sich das Know how und die Anschubkosten, die entstehen, wenn auf einem neuen Geschäftsfeld Umsatz eingefahren werden soll. Diese Last tragen nun die Anbieter, die über die zShops vertreiben.

Amazon kassiert von Kleinanbietern zehn Cents pro angebotenem Artikel oder eine Monatspauschale von zehn Dollar. Jeder abgeschlossene Handel kostet 60 Cents und 4,75 Prozent vom Umsatz. Der Handel muss außerdem samt Adressen über den Buchkrösus aus Seattle gehen und bringt so wertvolle Informationen über das Kaufverhalten der Kunden.

Die Börse fand die zShops denn auch eine gute Idee, die Aktie der Firma stiegen nach der Bekanntgabe um 23 Prozent. Das können die Anleger gut gebrauchen: Amazon.com hat zwar noch keinen Gewinn ausgewiesen, die Aktien waren Ende April trotzdem sechs Milliarden Dollar wert. Seitdem war der Kurs auf die Hälfte gefallen, weil Buchkonzerne und Versandhäuser nun mit eigenen Internetauftritten Amazon.com den Markt streitig machen. rem