: Hier muss schleunigst umgedacht werden
betr.: „Japanische Uranfabrik außer Kontrolle“, taz vom 1. 10. 99
[...] Fehlerhaftes Einsetzen der Kettenreaktion in Anlagen zur Verarbeitung von Kernbrennstoff und in Forschungsreaktoren war in den 50er- und 60er-Jahren einige Male Ursache für ähnlich schwere Havarien. Heute wird bereits bei der Auslegung darauf geachtet, dass in solchen Behältern, wie sie in Tokaimura zum Auflösen von Uranoxid-Pulver verwendet werden, unter allen Umständen eine tiefe Unterkritikalität eingehalten wird. Das wird durch die Begrenzung des Behältervolumens, die geometrische Gestaltung des Behälters und durch die konsequente Verwendung neutronenabsorbierenden Materialien erreicht, zum Beispiel von Borstahl für den Behälter selbst. Bedienfehler können solche Störfälle in richtig ausgelegten Anlagen nicht auslösen. Die entsprechenden wissenschaftlichen Grundlagen sind seit langem bekannt. Nur eine unzureichende Kontrolle durch Aufsichtsbehörden und Gutachter kann dazu geführt haben, dass die gravierenden Auslegungsmängel unerkannt geblieben sind. Hier muss in Japan offensichtlich schleunigst umgedacht werden.
Horst-Michael Prasser, Dresden
Natürlich ist dieser Störfall bei uns nicht möglich, aber andere vielleicht. Unsere AKWs sind in den 70er- und 80er-Jahren instrumentiert worden. Da gab es noch keine E-Mails oder PCs, und mit dem Standard der Leitsysteme kann man heute keinen hinter dem Ofen hervorlocken. Wer schon mal einen Common-Mode-Fehler (gleichartiger Fehler, der auf alle mehrfach ausgelegten Systeme gleich wirkt) miterlebt hat, weiß, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis bei uns was passiert. Jürgen Schreiber, Erftstadt
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