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Kosova bleibt König Kouchners Protektorat

betr.: Berichterstattung zum Kosovo

Mir geht es auf die Nerven, ständig dasselbe zu hören: Das Kosovo darf nicht unabhängig werden.

Die Albaner hätten dann nichts Eiligeres zu tun, als ihren neuen Staat gleich mit Albanien zu vereinigen. Ausgerechnet mit Albanien, einem Land, in dem nichts funktioniert, in dem sich die Politiker so spinnefeind sind, dass sie einander abwechselnd den Staatsanwalt, den Geheimdienst und die Mafia auf den Hals hetzen. Einem Land, in dem Durchreisende zwischen Tirana und der Grenze zu Kosova Dutzenden von Polizisten ein Scheinchen in die Hand drücken müssen, um vorbeigelassen zu werden.

Ach, und Makedonien könnte auseinanderfallen, wenn die Albaner in Kosova einen Staat bekämen. Sollte Makedonien denn wirklich eines Tages untergehen, dann wegen des törichten Krawall-Kurses, den die slawisch-makedonischen Nationalisten gegen die albanische Volksgruppe in ihrem Land fahren.

Abenteuerlich ist die Behauptung, die Übergriffe gegen die ethnischen Minderheiten der Serben und Roma in Kosova nützten dem Wunsch der UÇK nach einer Unabhängigkeit Kosovas. Das Gegenteil ist der Fall. Sie geben der serbischen Propaganda Gelegenheit, vom Völkermord an den Albanern abzulenken und eine Aufteilung Kosovas zu verlangen.

Wem würde eine Unabhängigkeit Kosovas wirklich schaden? Serbien natürlich. Und wer hat sonst noch Grund, eine Republik Kosova abzulehnen? Herr Solana, der am 23. September die Kosovaren aufforderte, auf die Unabhängigkeit zu verzichten. Schon klar, denn eine Reihe von Nationen ohne Staat schaut gespannt nach Prishtina und wartet auf den Startschuss, allen voran Euskadi (das Baskenland) und Katalonien.

Also bleibt Kosova bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag ein Protektorat. König Kouchner regiert auch noch in zehn Jahren, und Hashim Thaci, unterdessen grau geworden, heult sich auch bei Frau Albrights Nach-Nachfolgerin noch aus.Markus Kothenschulte, Köln

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