Kurzporträt: 600 Seiten HTML
■ Die Germanistikstudentin Sabrina Ortmann hat ein eigenes Zimmer im Netz
Sabrina Ortmann glaubt man, wenn sie sensationelle kleine Sätze sagt wie: „Seit ich schreiben kann, schreibe ich Gedichte und kleine Prosa.“ Dann wirft sie ihre langen Haare zurück und lacht ein bisschen. Sabrina hat etwas zu sagen. Deshalb wollte sie, dass andere Menschen sie lesen. Möglichst viele Menschen. Doch wer liest Literaturzeitschriften? „Irgendwann habe ich gesehen, dass andere ihre Geschichten im Netz veröffentlichen“, sagt sie. Einen Nachmittag lang friemelte sie mit Hilfe des Netscape Composers eine simple Homepage zusammen. „Ich hatte keine Ahnung. So sah die Seite auch aus.“
Das war vor zwei Jahren. Heute hat sie Ahnung und eine wunderschöne, phantasievolle Homepage, die sehr informativ und 600 HTML-Seiten dick ist. Prall gefüllt mit Gedichten und Prosa, Artikeln, einer virtuellen Kunstausstellung und dem Online-Magazin für erotische Laienliteratur im Netz, Erosa. Eine Stunde pro Tag pflegt sie ihr Berliner Zimmer. So heißt die Seite, seit Sabrina gemeinsam mit ihrem Freund den Internetauftritt präsentiert. Die Homepage brachte Sabrina nicht nur Praktika ein und Veröffentlichungen in Spiegel und Online-today. Die 27-jährige Germanistikstudentin lernte vieleLeute kennen. Zum Beispiel jenen jungen Herrn mit der Homepage voller klasse kommentierter Links zu deutschsprachigen Literatur im Netz. Als sie für eine Seminararbeit auf seiner Site stöberte, kamen sie in Kontakt. „Tolle Seite, Junge“, mailte sie. Er mailte zurück. Nach 400 Mails trafen sie sich. Und heute teilen sie nicht nur die Homepage. adi ‚/B‘www.berliner-zimmer.de
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