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Fakten für eigene Gefühle instrumentalisiert

betr.: „Stadt ohne Zukunft“, taz vom 6. 10. 99

Das Ergebnis der Studie besagt (jedenfalls dem Artikel nach zu urteilen), dass es keinen kausalen Zusammenhang zwischen der „Ethnisierung sozialer Probleme“ und der tatsächlichen Konzentration von „Ausländern“ gibt. Entscheidend sind stattdessen persönliche „Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt“ und das Gefühl, dass „politische Partizipation nicht möglich, sinnlos und folgenlos ist“.

In der Einleitung (und der Bildunterschrift) heißt es jedoch: „Wie viel Fremdheit verträgt unser Land? Wie gefährlich ist sie? [...] Die Aufregung ist berechtigt.“ Welcher Zusammenhang besteht hierbei zwischen dem Ergebnis der Studie und diesen Fragen? Warum schreibt der Seidel so? Warum wird diese Bildunterschrift gewählt?

Es gibt allzu viele moralische Tabus und viel Unterschwelliges im Zusammenhang mit Globalisierung, Migration und der Entstehung neuer Kulturen. Es ist ein guter Vorsatz, die Diskussion der damit verbundenen Probleme, Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten der Hegemonie der Rechten zu entreißen. Wenn man dabei allerdings Gefühle und Fakten nicht auseinander hält, muss man sich den Vorwurf gefallen lassen, dass man diese Fakten nur für die eigenen Gefühle instrumentalisiert. Örjan Skog, Höör/Schweden

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