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Wirtschaftsnobelpreis für den Euro-Skeptiker

■ Robert A. Mundell wird für seine Arbeit zur Geld- und Fiskalpolitik ausgezeichnet

Bremen (taz) – Den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft erhält in diesem Jahr Robert A. Mundell, ein gemäßigter Neoklassiker.

Der 67-jährige Kanadier beriet unter anderem 1972/73 den Währungsausschuss der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, kurz nachdem diese beschlossen hatte, die EWG innerhalb von 10 Jahren (also bis 1980!) zu einer Währungsunion weiterzuentwickeln.

Ob Mundell aktiv dazu beigetragen hat, dass dieser Plan dann verschwand, ist nicht bekannt. Es würde zu seiner bereits 1961 aufgestellten Theorie über optimale Währungsräume passen, die später zum „Mundell-Fleming-Modell“ ausgebaut wurde. Mundell sieht die Bedingungen für einen einheitlichen Währungsraum als gegeben, wenn es innerhalb des Raumes genügend Anpassungsmechanismen gibt, mit denen ungleiche Entwicklungen verarbeitet werden können. Wenn also z. B. die Preise oder Löhne sehr flexibel oder die Arbeitskräfte sehr mobil sind, kann auf den Wechselkurs als Instrument verzichtet werden. Dies muss allerdings für die damalige EWG wie heute für die EU – im Unterschied zu den USA – bezweifelt werden.

Mundells Ausführungen zu den Handlungsmöglichkeiten einer Währungsunion mit nach außen flexiblen Wechselkursen wurden Anfang der 60er-Jahre als esoterische Spielerei betrachtet, erhielten aber nach dem Zerfall des Festkurssystems und der Aufhebung der Beschränkungen für den internationalen Kapitalverkehr hohe Aktualität. Botschaft: Bei unbeschränkter Kapitalverkehrsfreiheit kann die Geldpolitik den Wechselkurs der Gemeinschaftswährung oder die Beschäftigung stabilisieren, niemals beides.

Wenn sie sich entschließt, den Wechselkurs im Interesse der Kapitalanleger zu verteidigen, falle sie für Konjunkturankurbelung und Beschäftigung aus. Diese Rolle müsse dann eine expansive Fiskalpolitik übernehmen. Wenn das wegen politischer Rahmenbedingungen – z. B. die Beschränkung der staatlichen Verschuldung in der EU – auch nicht gehe, bleibe nur die Lohnsenkung.

Weil er dies nicht als besonders vernünftig ansah, stand Mundell der Europäischen Währungsunion skeptisch gegenüber. Andere sind da weniger zimperlich gewesen und haben seine Theorie in den Dienst der Forderung nach Lohnsenkungen gestellt. Dies ist eine einseitige Verengung.

Demgegenüber lassen sich mit Mundell eher die künstlichen Haushaltsbeschränkungen in der Währungsunion kritisieren und eine gemeinsame, koordinierte europäische Finanzpolitik fordern, die Wachstum und Beschäftigung fördert. Jörg Huffschmid

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