Anfällig für Ethnisierung

betr.: „Stadt ohne Zukunft“, taz vom 6. 10. 99

Heitmeyers Studie geht der Frage nach, unter welchen Voraussetzungen soziale Probleme ethnisiert werden. Nach der Lektüre des Artikels von Eberhard Seidel muss man die Ergebnisse wohl relativieren. Nicht nur Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt und das Gefühl, dass politische Partizipation sinnlos sei, scheinen anfällig für Ethnisierung zu machen. Beide Faktoren sollten bei einem fest angestellten politischen Journalisten nicht zutreffen.

Dennoch leitet Eberhard Seidel seinen Artikel über die Heitmeyer-Studie mit den Fragen ein: „Wie viel Fremdheit verträgt unser Land? Wie gefährlich ist sie?“ Merkt er es nicht mehr, wenn er soziale Probleme mit dem Fremden verwechselt, weil die Vorurteile so tief im Unbewussten liegen? Oder denkt er, die Leser würden es nicht merken, dass er die Studienergebnisse bewusst in den falschen Kontext stellt, um die These von der fremden Gefahr, die unsere Städte bedrohe, aufrechterhalten zu können? Jessica Groß, Osnabrück

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