Unterm Strich

Zu den eher unscheinbaren Phänomenen dieser Welt gehört der Preis der deutschen Schallplattenkritik. Die meiste Zeit des Jahres ist er praktisch unvorhanden, dann gibt es ihn aber doch plötzlich wieder, weil er schlagartig verliehen wird. Der Preis-Sinn besteht, rein eigenverständnismäßig, darin, uns alle dazu anzuhalten, „mit dem massiv anwachsenden Informationsangebot sinnvoll umzugehen und sich nicht von dessen unaufhörlicher Überflutung fortreißen und manipulieren zu lassen“. Geil!Und jetzt raten Sie mal, wie man heutzutage unmanipuliert und unüberflutet seine Wahl trifft? Man kauft etwa die neun Sinfonien von Beethoven, dirigiert von David Zinnan, oder „Cosi fan tutte“ in der Neuaufnahme bei der Harmonia Mundi und darüber hinaus eine einzige Rockplatte – „Up“ von R. E. M.! Und warum? „Wegen ihrer Über-alles-Qualität“ und der daraus resultierenden „Spitzenstellung“: „R.E.M. bricht mit 'Up‘ eingefahrene Hörgewohnheiten auf und zeigt, dass auch in der Rockmusik Experimentierfreude und Hörgenuss Hand in Hand gehen können.“ Danke, ihr anonym bleibenden Journalisten vom Preis der deutschen Schallplattenkritik für diese Lebens- und Kaufhilfe, was hätten wir bloß ohne euch gemacht!

Alles wird überhaupt immer besser, pausenlos. Jetzt wollen sogar dieGriechen ihre staub- und smogbedeckten Denkmäler mit Laserstrahlen säubern. Ein erstes Experiment an einer kleinen Kirche aus dem 14. Jahrhundert im Zentrum Athens sei erfolgreich gewesen, berichteten griechische Zeitungen am Dienstag. Die Methode hätten Mitarbeiter des griechischen Instituts für Technologie und Forschung (IHDL) entwickelt. Ein Laserstrahl dringt in den Schmutz ein und verwandelt ihn in Staub, ohne das Material zu beschädigen. Demnächt geht's an die Akropolis. Toll, aber: Don't try this at home!