: Hoffnungsschimmer auf dem Arbeitsmarkt
■ Das Landesarbeitsamt verbreitet vorsichtigen Optimismus: Im nächsten Jahr könnte die Arbeitslosigkeit leicht sinken. DGB fordert mehr Investitionen und Abkehr vom Sparkurs
Nächstes Jahr wird alles besser – sogar auf dem Arbeitsmarkt. Im kommenden Jahr könne es zu einer Trendwende kommen, meint zumindest Claus Clausnitzer, Präsident des Landesarbeitsamtes. Damit könne der seit Jahren andauernde Negativtrend erstmalig gebrochen werden, betont der Verwaltungsmann, dessen Job es ist, auch dann realistisch zu bleiben, wenn Politiker blühende Landschaften versprechen. Begründung für den vorsichtigen Optimismus: Es würden wieder mehr Stellen entstehen, als alte abgebaut werden. Das Landesarbeitsamt geht davon aus, dass im kommenden Jahr die Zahl der registrierten Arbeitslosen leicht unter die von 1999 sinken werde. Bedingung allerdings: Im Jahr 2000 müsse das gleiche Finanzvolumen für die aktive Arbeitsmarktpolitik zur Verfügung stehen wie in diesem Jahr.
Diese Einschätzung teilt der Sprecher der Arbeitsverwaltung, Klaus-Peter Florian. Auch in einem neuen Senat müsse die aktive Arbeitsmarktpolitik auf hohem Niveau verstetigt werden. Immerhin profitierten im September rund 49.000 Männer und Frauen von Maßnahmen der Arbeitsförderung, die überwiegend aus Mitteln der Bundesanstalt für Arbeit finanziert werden. Hier müsse aber auch die Berliner Verwaltung Schwerpunkte setzen. Florian verweist auf ein Projekt der präventiven Arbeitsmarktpolitik, das die Arbeitsverwaltung fördert. In rund 1.600 kleinen und mittleren Unternehmen werden mit Hilfe dieses Projektes Beschäftigte und Manager über die Möglichkeiten informiert und beraten, die die neuen Informationstechnologien bieten. Wir stabilisieren so rund 10.000 Arbeitsplätze.“
Berlin werde in nächster Zeit stärker als bisher von der Hauptstadtfunktion profitieren, zeigt sich Florian überzeugt. Der Strukturwandel halte nach wie vor an: In der Industrie und im öffentlichen Dienst würden zwar weiter Arbeitsplätze abgebaut werden, dafür aber könnten in der Dienstleistungsbranche in den nächsten zehn Jahren bis zu 70.000 Arbeitsplätze entstehen. Im Medien- und Informationstechnologie-Bereich seien dies zumeist hoch qualifizierte Jobs, die allerdings ein hohes Maß an Flexiblität erforderten. Florian: „Wir wollen keinen neuen Niedriglohnsektor.“
Wolfgang Hummel, Abteilungsleiter in der Wirtschaftsverwaltung, sieht dies realistischer. Die Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor reichten vom einfachen Catering bis zur Softwareentwicklung – bei entsprechender Entlohnung. Die Wirtschaftsverwaltung unterstütze insbesondere in diesen Bereichen Existenzgründungen. Dabei müsse man ebenso wie bei den Investitionen mit den vorhandenen Finanzen auskommen, so Hummel.
Eine Position, die DGB-Vize Bernd Rissmann kritisiert. Das viel zu geringe Wirtschaftswachstum in der Hauptstadt müsse der neue Senat durch mehr Investitionen ankurbeln. „Wenn wir die Arbeitslosigkeit wirklich bekämpfen wollen, muss es zu einer deutlichen Korrektur des Sparkurses kommen.“ Richard Rother
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen