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Querspalte

■ Zeitlos balla-balla statt Böller böllern

Es gibt eine supertolle Idee für die Silvesterparty 2000. Eigentlich ist sie noch streng geheim. Aber ganz im Vertrauen, will ich sie doch schon mal verraten: Sie laden großzügig zu Ihrer Fete ein, für ein Gourmetbüffet samt Getränken wird gesorgt: Danke, bitte nichts zum Trinken mitbringen, dafür aber viele Bekannte von Bekannten. Und dann, an der Tür, punkt Acht Uhr, die große Überraschung: Bitte alle Uhren abgeben, aber flott! Und auch all die elektronischen Notizbücher, Handys, Pieper mit Zeitangaben.

Ihre große Küchenuhr haben Sie schon abgehängt und zu den Nachbarn getragen. Die mehr oder weniger schicken Chronometer der Gäste werden eingewickelt, in einen Kochtopf versenkt und im nahegelegenen Sandkasten vergraben. Sicher ist sicher. Und dann feiern Sie hinter schallisolierten Fenstern ihre zeitlose Party, bis zum Morgengrauen, zwischen den Jahrtausenden. Das wird lustig. Diese Nervosität: Glaubst Du, jetzt ist schon. – Nee, ich hab doch erst zwei Prosecco und einen Wein getrunken!

Oder: Wie wäre es mit einer Fahrt im Intercity nach Köln? Ein Kindheitstraum: Einen Zug ganz für Sie allein! Wie berauscht taumeln Sie durch die vakuumleeren Waggons. Dann, um viertel vor zwölf, stoppen alle Züge. Aus Sicherheitsgründen, wegen der umspringenden Jahreszahl im Computer. Es gibt Sekt, halbtrocken vermutlich.

Die Bahnfahrkarte ist Ihnen zu teuer? Dann hätten wir noch das Öko-Silvester: Sektparty mit Lagerfeuer auf der Autobahn Berlin – Hamburg. Mitternacht, Jahrtausendwende: Kein Stinkeauto weit und breit. Die Welt steht still. Bis auf den geschwindigkeitsübertretenden Russenlaster vielleicht, dessen Fahrer entweder seine Uhr im Sandloch vergraben hat oder der sonstwie nicht auf der Höhe der Zeit ist. Den halten Sie dann an, der freut sich. Na starowje! Sie sehen: Es ist unmöglich, an Silvester nichts Besonderes zu machen! Barbara Dribbusch

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