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Gemeinsam besiegelter Holzweg

betr.: „Wie komme ich in den Himmel“, taz vom 29. 10. 99

Luthers Aufstand gegen den Ablasshandel und verwandte Missstände war selbstverständlich berechtigt und notwendig. Die daraus filtrierte Rechtfertigungslehre schießt aber übers Ziel hinaus.

Denkt man Luthers Rechtfertigungslehre nämlich zu Ende, führte sie sich selber ad absurdum. So kommt zum Beispiel der Stuttgarter Theologe Dr. Hellmut Haug in seinem Aufsatz im „Deutschen Pfarrerblatt“ (Jahrgang 1986, Seite 424 – 427) zu dem Schluss, dass Gott sich hätte „die ganze aufwendige Veranstaltung der Welt- und Menschenschöpfung sparen können“, wenn die Rechtfertigungslehre zuträfe.

Wenn man das schon nicht zu Ende denken will, könnte man zumindest Christus selber fragen. Seine Antwort ist eindeutig und unkompliziert (Matthäus 25, 31-46): Allein die zur (guten) Tat gewordene Liebe rechtfertigt den Menschen am Ende des Äons. Vom Glauben ist hier nicht einmal die Rede.

Ob die an einen jetzt besiegelten gemeinsamen Holzweg der beiden großen Kirchen geknüpften Hoffnungen auf mehr Ökumene berechtigt sind, bleibt zu bezweifeln. Lutz Beisel, Tuttlingen

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