: Unterm Strich
Deutschlands Kunstkritiker haben sich entschieden, und der taz-Kunstredakteur wundert sich: Der Berliner Ausstellungszyklus „Das XX. Jahrhundert“ ist zur Ausstellung des Jahres gekürt worden. Das teilte der Präsident der deutschen Sektion des Internationalen Kritikerverbandes Aica, Walter Vitt, am Montag in Köln mit. Die im September eröffnete Berliner Präsentation, die sich auf drei Museen verteilt, zeigt bis zum 9. Januar die unterschiedlichen Strömungen der Kunst in Deutschland.
Dabei hatte es einigen Streit gegeben. Zuletzt hatte Georg Baselitz die Präsentation der Abteilung zum Thema „Die Gewalt der Kunst“ mit der berüchtigten Nazi-Ausstellung „Entartete Kunst“ von 1937 verglichen. Die Schau sei eine „riesige Schurkerei“, sagte der Maler in der Oktoberausgabe der Kunstzeitschrift Art. Baselitz kritisierte die im Alten Museum gezeigte Hängung als „bewussten Versuch einer Diskriminierung fantastischer Bilder von Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde, Max Beckmann oder Francis Bacon“. Vor allem wandte sich Baselitz gegen die Idee, ein Porträt Adolf Hitlers in einem Raum neben Maler wie Otto Dix, Ernst Ludwig Kirchner, Lovis Corinth oder Paul Klee zu hängen. Er sei verwundert, dass diese „Schändung der Kunstwerke“ durch den neuen Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Peter-Klaus Schuster, der deutschen Kunstkritik nicht aufgefallen sei.
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