piwik no script img

Hamburger Appell für Flüchtlinge

Herbsttagung der deutschen Ausländerbeauftragten in der Hansestadt beschließt eine Resolution zur besseren Integration  ■ Von Sven-Michael Veit

Der Ton ist moderat, der Inhalt jedoch eindeutig. Mit einem „Hamburger Appell“ für „bessere Bedingungen zur Integration“ von AusländerInnen endete gestern die zweitägige Herbstkonferenz der Ausländerbeauftragten von 14 Bundesländern in der Hansestadt. In Deutschland lebenden Flüchtlingen müsse „eine sichere Zukunftsperspektive“ eingeräumt werden, befanden die TagungsteilnehmerInnen unter Leitung der neuen Hamburger Ausländerbeauftragten Prof. Ursula Neumann.

In einer Resolution zur Altfallregelung, die Neumann gestern im Rathaus vorstellte, fordern sie deshalb ein Bleiberecht für Familien und alleinstehende Minderjährige, die seit Juli 1993 hier leben. Diese sogenannte Altfallregelung hatte die rot-grüne Regierung im Bund bei Amtsantritt versprochen, aber noch nicht beschlossen. Auf der Konferenz der Innenminister Ende nächster Woche müsse ein deutlicher Schritt zur Realisierung dieser Regelung gemacht werden. Eckpunkte seien, so Neumann, „dass sie auch für Flüchtlinge gilt, die noch im Asylverfahren sind“ und dass mit der Aufenthalterlaubnis zugleich eine Arbeitsberechtigung erteilt wird. Nur so ließe sich „Integration wirkungsvoll befördern“.

Hamburgs Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) bekräftigte gestern seine Absicht, sich „massiv für eine Altfallregelung einzusetzen“. Der Schwarze Peter liege aber bei der CDU, die sich einer solchen Lösung widersetzt.

Zudem fordert der Hamburger Appell „eine Sonderregelung für schwer traumatisierte bosnische Flüchtlinge“. Die Innenmimister sollten für diese „ein Bleiberecht“ beschließen. Kriegsflüchtlinge aus dem Kosovo, erklärten Neumann und ihre AmtskollegInnen unisono, dürften „keinesfalls vor dem Frühjahr zurückgeführt werden“. Zugleich müsse ihnen dort durch internationale Hilfe eine wirtschaftliche und soziale Perspektive geboten werden. Alles andere „wäre menschenverachtend“.

Auch damit habe der Innensenator kein Problem, versicherte sein Sprecher Christoph Holstein. Fraglich sei allerdings, welche Ärzte ein „schweres Trauma“ diagnostizieren dürften. Erst im Juli war ein heftiger Konflikt zwischen der Ausländerbehörde und den rot-grünen Hamburger Koalitionspartnern über vermeintliche „Gefälligkeitsatteste“ von Medizinern für Flüchtlinge beigelegt worden. Seitdem müssen Amtsärzte die Bescheinigungen ausstellen.

Als einzige Rathaus-Partei äußerte sich gestern der Regenbogen zu den Beschlüssen der Ausländerbeauftragten. Zwar sei das alles „noch nicht weitgehend genug“, findet die Abgeordnete Susanne Uhl, doch seien „notwendige Kontrapunkte“ gegen „dumpfe Parolen“ vieler Innenminister gesetzt worden. Siehe auch Seite 6

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen